Das lange Warten auf Entschädigung

von Redaktion

München – „Es ist schön, dass sich etwas tut. Es ist leider zu spät. Aber lieber zu spät als nie.“ Frank S. (Name geändert) ist nach dem Begegnungstreffen der Opfer von sexuellem Missbrauch im Münchner Erzbistum etwas ernüchtert. Der Mann aus dem Kreis Ebersberg, der als Dreizehnjähriger von Pfarrer Peter Hullermann missbraucht worden war (wir berichteten), konnte bei dem Treffen Ende vergangener Woche auch mit Kardinal Reinhard Marx sprechen. „Er war ganz nett und sehr betroffen, das spürte man schon“, sagte Frank S. unserer Zeitung. Doch die langen Wartezeiten der Aufarbeitung zehren an den Nerven.

S., der seinen Antrag vor zwei Monaten gestellt hat, wartet auf Nachricht, wie viel Geld zur Anerkennung seines Leids ihm von der zuständigen Kommission der Bischofskonferenz zugesprochen wird. Auf dem Treffen hat er Missbrauchsopfer gesprochen, die seit eineinhalb Jahren auf eine Nachricht warten. „Das finde ich erniedrigend. Man kann doch nicht eine Kommission einberufen und dann passiert ein, zwei Jahre gar nichts“, empört sich der 53-Jährige. Andere Betroffene hätten zwischen 5000 und 8000 Euro erhalten. „Denen ist auch Schlimmes widerfahren“, kann S. die geringe Summe nicht verstehen. Er hofft, dass sich da nun etwas bewegt in der katholischen Kirche. Unter den Teilnehmern war auch eine Frau aus dem Kreis Dachau, die einen 55-Jährigen betreut, der durch den Missbrauch so aus der Bahn geworfen wurde, dass nun seine Ehe gescheitert ist. Anfang Oktober aus seiner Wohnung raus muss. Kardinal Marx versprach: „Ich möchte dem nachgehen. Wo wir etwas tun können, wird geholfen.“

Der Kardinal hat auch S. ein weiteres Gespräch angeboten. Doch der 53-Jährige will sich lieber mit Pfarrer Thomas Semel treffen, der als Kind von seinem Heimatpfarrer im Saarland missbraucht worden ist und jetzt im Ordinariat die Seelsorge für Missbrauchsopfer aufbauen soll. „Der weiß, wovon man redet! Mit dem will ich noch mal sprechen. Den fand ich toll!“

S. wünscht sich, dass die Anerkennungskommission bei der Bischofskonferenz die Betroffenen nicht mehr so lange hängen lässt. „Am Samstag ging es mir nicht gut. Es kam einfach zu viel wieder hoch.“ Trotzdem fand er das Treffen gelungen. Jetzt wartet er auf den Bescheid. CLAUDIA MÖLLERS

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