Das Luxusleben der Betrügerbande

von Redaktion

VON JULIAN LIMMER

München – Die Betrüger hatten über Jahre hinweg von der Türkei aus vorwiegend bei Senioren in Deutschland angerufen, sich als falsche Polizisten ausgegeben und mit erfundenen Geschichten versucht, ihren Opfern hohe Geldsummen zu entlocken. Insgesamt erbeuteten sie mehr als 120 Millionen Euro von mehr als 35 Opfern.

Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg waren sie aktiv. Bereits im Dezember 2020 hatten Einsatzkräfte der türkischen Polizei bei einer großen Razzia in Izmir den mutmaßlichen Kopf der Bande, Aamar S., und seine Komplizen verhaftet. Dabei zeigte sich, wie ausschweifend der Betrüger-Boss von seiner Beute lebte: Laut „Spiegel“ hatte Aamar S. neben mehreren teuren Autos auch mindestens drei Hotels besessen. Bei seiner Verhaftung habe die Polizei zudem fünf Kilogramm Gold, 1,5 Millionen Euro Bargeld, teuren Schmuck und Schusswaffen sichergestellt.

Der Anführer der Bande hatte sich zuvor im Jahr 2012 von Bremen in die Türkei abgesetzt und dort das Callcenter eingerichtet. Seit 2017 waren den Betrügen auch Ermittler aus Bayern, Baden-Württemberg sowie des Bundeskriminalamtes auf der Spur. Währenddessen arbeiteten die deutschen Ermittler eng mit den türkischen Behörden zusammen.

Hans-Peter Chloupek, der bei der Polizei in München die auf solche Betrugsfälle spezialisierte Ermittlungseinheit AG Phänomene leitet, zeigte sich nach dem Urteil hochzufrieden: „Das effiziente und koordinierte Zusammenwirken der Strafverfolgungsbehörden hat diesen Erfolg erst möglich gemacht.“ Er hoffe nun, dass auch die Opfer der Betrüger von den türkischen Ermittlern entschädigt werden können.

Nach dem Urteil zog das Landgericht Vermögenswerte von 60 Millionen Euro von den Verurteilten ein. Den Anführer Aamar S. erwartet zudem eine schier unglaubliche Haftstrafe: 400 Jahre und sechs Monate stehen im Raum. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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