München – Die Diskussion neulich im Kreisausschuss von Erding dürfte sich so oder so ähnlich in unzähligen kommunalen Gremien abspielen. Ein Kreisrat der Freien Wähler erkundigte sich bei Landrat Martin Bayerstorfer, ob die Luftfilter in den Schulen trotz des hohen Stromverbrauchs angeschaltet bleiben. Kurzes Stirnrunzeln im Gremium, dann antwortet Bayerstorfer: Ja, die Geräte bleiben an. „Ich bin froh, dass wir sie haben.“
In vielen Gemeinden und Landkreisen wurden die Luftfilter für die örtlichen Schulen angeschafft – der Freistaat bezuschusste den Kauf in zwei Förderrunden mit 89 Millionen Euro, teilt das Kultusministerium mit, hinzu kommen Bundesmitteln. Im Landkreis Erding, wo die Debatte aufkam, wurden zum Beispiel erst jüngst im Schulhaus Hohenpolling sieben Anlagen in Betrieb genommen. Kostenpunkt: bis zu 208 000 Euro – 80 Prozent werden aber vom Bund übernommen. Im Landkreis Fürstenfeldbruck, dessen Landrat Thomas Karmasin anfangs skeptisch war, gibt es allein in den landkreiseigenen Schulen 183 Geräte.
Die Lage ist auch im dritten Jahr der Pandemie uneinheitlich. In Oberschleißheim wurde kurz vor den Sommerferien zum wiederholten Male ein Antrag abgelehnt, für die örtlichen Grundschulen Luftfiltergeräte zu beschaffen. In Dachau kamen nach Lieferschwierigkeiten erst jüngst Geräte für die städtischen Schulen an. Andere Kommunen würden gerne, können aber nicht – etwa Gauting, wo eine Ausschreibung abgebrochen wurde. Der Markt sei leergefegt, hieß es. Einen bayernweiten Überblick, wie viel Prozent der Schulen solche Anlagen haben, gibt es weder beim Kultusministerium noch beim Landkreistag. Dort ist man sich allerdings sicher: „Es gibt Landkreise, in denen überhaupt keine Luftfilter beschafft wurden.“
Wo die Geräte angeschafft wurden, sollen sie auch laufen – da herrscht Einigkeit in den kommunalen Gremien. Aber sind die Geräte überhaupt sinnvoll? Zweifel sät zum Beispiel das Umweltbundesamt: „Im Zuge der Energieeinspar-Diskussion ist zu beachten, dass mobile Luftreiniger beim Betreiben nicht unerhebliche Mengen an Strom verbrauchen und auch von daher der Einsatz auf hygienisch notwendige Situationen begrenzt bleiben sollte“, sagte ein Behördenleiter kürzlich dpa. Die Geräte seien sinnvoll dort, wo die Fenster nur gekippt werden könnten. Sonst sei Lüften alle 20 Minuten besser.
Ähnlich klingt die Empfehlung des Kultusministeriums. Luftreiniger seien „ein wichtiger und effektiver Baustein“ zur Lufthygiene. Sie „ersetzen aber das regelmäßige Lüften nicht“.
Eine Regel, die die Schulen zu Kauf und Betrieb der Luftfilter verpflichtet, existiert indes nicht. Der Landkreistag sagt: Jeder müsse „eigenverantwortlich“ entscheiden. mm