Schuhbecks Steuerproblem

von Redaktion

Prozess beginnt heute: Das sind die zentralen Fragen vor Gericht

München – Es wird einer der größten Prozesse des Jahres: Ab heute muss Alfons Schuhbeck (73) wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen vorab:

• Was wird Schuhbeck konkret vorgeworfen? Die Anklage der Staatsanwaltschaft München I listet insgesamt 25 Fälle der Steuerhinterziehung. Schuhbeck soll zwei Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben. Zudem soll der Star-Koch auch Steuervorteile in Höhe von einer Million Euro unrechtmäßig erlangt haben, indem er Rechnungen fälschte. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft München I umfasst etwa zehn DIN-A4-Seiten.

• Was droht Schuhbeck? Ganz klar eine längere Freiheitsstrafe. Die große Frage wird sein, ob diese noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Tendenz: eher nein. Denn die Grenze für Steuersünder hat der Bundesgerichtshof auf eine Million Euro festgelegt. Laut Ermittlungen von Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft liegt Schuhbeck jedoch deutlich darüber. Vor allem auf seine Zahlen wird es vor Gericht ankommen: auf Tages- und Jahresabschlüsse. Auch darauf, wie viel Gewerbe-, Umsatz- und Einkommenssteuer Schuhbeck gezahlt hat. Dazu werden er selbst, aber auch Mitarbeiter aussagen müssen. Mit Spannung zu erwarten sind auch die Ermittlungsergebnisse der Finanzbeamten.

• Trotz Millionenvorwurf: Warum sitzt der Star-Koch nicht in Untersuchungshaft? Weil bisher kein Haftgrund vorliegt. Als solcher gilt vor allem Flucht- oder Verdunklungsgefahr – Letzteres etwa, wenn nachträglich noch Daten gefälscht werden könnten. Alfons Schuhbeck hat seit Bekanntwerden der Vorwürfe aber eng mit den Behörden zusammengearbeitet. Er ist sich seiner kritischen Situation bewusst.

• Was macht Schuhbeck aktuell? Er arbeitet. Hauptsächlich in seinem Restaurant Südtiroler Stuben am Platzl. Auch beim FC Bayern ist Schuhbeck als Koch aktiv. Und seine TV-Sendung Schuhbeck’s? Im Bayerischen Fernsehen werden noch Folgen gesendet. Aber: „Aktuell sind keine Aufzeichnungen geplant.“ Nach seiner Insolvenz ist Schuhbeck nicht mehr unternehmerisch tätig, sondern arbeitet für die neu gegründete Schuhbeck’s Company GmbH.

• Wie viele Zeugen sind im Prozess geladen? Bis zu 20. Ob alle vernommen werden müssen oder noch weitere dazukommen werden, wird das Hauptverfahren zeigen. Bis zum 22. Dezember wird an insgesamt 18 Prozesstagen verhandelt.

• Müssen auch Mitarbeiter oder Chefs des FC Bayern im Prozess aussagen? Das ist derzeit nicht vorgesehen, könnte aber noch Thema werden. Denn bezüglich der Rechnungen von Schuhbeck stellt sich die Frage, wie er Dokumente gefälscht haben soll, wenn er gar nicht in München, sondern als Koch des FC Bayern bei Spielen im Ausland mit unterwegs war. „Es wird viele Dinge zu klären geben in dem Fall“, sagt ein Insider unserer Zeitung.

• Wer verteidigt Alfons Schuhbeck? Seine Anwälte heißen Sascha König und Markus Gotzens. Beide sind Experten für Steuer- und Strafrecht. Gotzens war 2014 auch im Anwaltsteam von Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß, der ebenfalls wegen Steuerhinterziehung zu 3,5 Jahren Haft verurteilt wurde.

• Stand Alfons Schuhbeck schon einmal vor Gericht? Ja. Bereits im Jahr 1994 war er wegen Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt worden. Die Strafe lautete ein Jahr Haft auf Bewährung, zudem musste Schuhbeck eine Geldstrafe von 250 000 Mark zahlen. Gemäß Bundeszentralregister ist die Vorstrafe aber längst getilgt – auf das aktuelle Urteil hat es daher keinen Einfluss mehr. Rechtlich gilt Schuhbeck daher als unbescholtener Mann. Die Frage ist, ob das so bleibt.

ANDREAS THIEME

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