Reza R. ist wieder frei

von Redaktion

Pflegehelfer wird vorerst nicht in den Iran abgeschoben

Grünwald – Gestern sollte Reza R. eigentlich in den Iran abgeschoben werden. Doch noch am Mittwochabend wurde der 41-Jährige aus der Einzelhaft, in der er sechs Tage lang saß, freigelassen. Auf Geheiß des Bayerischen Innenministeriums, teilt der Bayerische Flüchtlingsrat mit, der zuvor gegen die Abschiebung des Christen gekämpft hatte.

Auch die Landtagsfraktionen der SPD und FDP machten sich für R. stark. Arif Tasdelen (SPD) fordert jetzt, Abschiebungen in den Iran wegen der aktuellen Situation sofort auszusetzen: „Erst gestern sind dort zwei junge Frauen erschlagen worden, die sich an den Protesten gegen das Regime beteiligten. Der Staat geht rigoros gegen alle Kritiker vor. R. abzuschieben, gefährdet sein Leben!“ Immerhin demonstrierte R. schon vor seiner Flucht nach Deutschland im Jahr 2018 gegen eben dieses Regime.

In seiner Zelle, sechs Quadratmeter groß, quälte R. die Angst vor seiner Rückkehr im Iran: „In Teheran hätte mich die Polizei sofort verhaftet, ja vielleicht umgebracht, weil ich vier Jahre in Deutschland war und Christ bin.“ Er und seine Anwältin Maral Noruzi sind erleichtert, dass die Abschiebung gestoppt ist. „Auch, wenn die rein rechtlich jederzeit wieder gestartet werden kann.“

Bis dahin hält R. an seinem Plan fest: Er will so schnell wie möglich seine Stelle bei einem ambulanten Pflegedienst in Grünwald (Kreis München) antreten – sofern das zuständige Landratsamt Passau ihm die Arbeitserlaubnis erteilt. „Meine Patienten fragen schon nach mir und waren für mich die letzten Monate wie Familie – ich liebe diesen Job, will hier in Deutschland bleiben und in der Pflege arbeiten.“

Für Julika Sandt, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Landtags-FDP, ist das ein klares Argument Reza R. nicht abzuschieben: „Er will hier arbeiten, hat einen Job – und das auch noch in der Pflege. Ihn zu verhaften, weil er sich legal die Erlaubnis dafür beschaffen wollte, halte ich für unmoralisch. Ihn mit einer Lüge anzulocken, ist in einem Rechtsstaat ebenso fragwürdig.“ Sandt hatte Innenminister Joachim Herrmann bereits vergangenen Freitag um Stellungnahme zu dem Fall gebeten – bis dato ohne Erfolg.

Auch Reza R. und seiner Anwältin ist die Behörde bisher die Gründe für die Abschiebung und die spontane Freisetzung schuldig geblieben. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt das Innenministerium mit: „Die ausländerrechtlichen Entscheidungen müssen noch mal sorgfältig überprüft werden. Wir haben die Ausländerbehörde gestern gebeten, bis zum Abschluss der Überprüfung von der Abschiebung abzusehen.“ CORNELIA SCHRAMM

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