Briten erobern die Schwaben-Metropole

von Redaktion

Servus Fugger-Express: Go-Ahead stellt Züge vor

VON DIRK WALTER

München/Wörnitzstein – Am kleinen, abgelegenen Bahnhof Wörnitzstein unweit von Donauwörth hat das Bahnunternehmen Go-Ahead zwei Züge geparkt: Der Desiro HC und der Mireo, so heißen die blau lackierten Triebzüge, kommen frisch aus dem Krefelder Werk von Siemens.

Fahrgäste, die von München Richtung Augsburg oder Treuchtlingen wollen, werden sich an die Züge gewöhnen müssen. Ab 11. Dezember ersetzen sie den gewohnten roten Fugger-Express der Deutschen Bahn – der britische Konzern Go-Ahead, noch relativ neu im deutschen Bahngeschäft, hat die Strecken nach einer Ausschreibung der DB abgeluchst.

Das sogenannte Los 1 der Augsburger Netze umfasst 7,6 Millionen gefahrene Zugkilometer im Jahr – für ein Regionalnetz ist das eine ordentliche Hausnummer. Zum Vergleich: Das Werdenfelsnetz München-Garmisch hat 3,8 Millionen Zugkilometer.

Es ist eine Riesen-Investition, sagt Winfried Karg, Sprecher von Go-Ahead. Allein die Züge, zwölf doppelstöckige Desiros und 44 Mireos, haben 350 Millionen Euro gekostet – Go-Ahead erhält sie über ein Leasing-Geschäft. 160 Lokführer, darunter 20 Frauen, hat das Unternehmen extra für die Übernahme der Fugger-Strecke eingestellt. Wechsel von der DB gab es dabei nur wenige – die Briten haben ihr Personal über eine eigene Akademie selbst ausgebildet.

Wie immer bei Betreiberwechseln im Bahngeschäft soll jetzt vielleicht nicht alles, aber vieles besser werden. Eine Neuerung zeigt Triebfahrzeugführer Martin Respondek: ein Hublift für Rollstuhlfahrer. Statt mit den gewohnten Rampen werden Höhenunterschiede zwischen Zug und Bahnsteigkante beim Aus- und Einsteigen mit einem hydraulischen Technikwunderwerk überwunden. In einer Minute und 28 Sekunden ist so der Ein- oder Ausstieg eines Rollstuhlfahrers bewerkstelligt – „wir haben nachgemessen“, versichert Respondek. So was gibt es im althergebrachten Fugger-Express der DB nicht.

Weitere Neuerungen: Die Toiletten sind nicht gleich am Einstieg platziert, die Sitze haben Klapptische, ab 2023 gibt es Wlan, wenn auch begrenzt („es kann nicht der ganze Zug Fußball streamen“, sagt Respondek). Auch ein Dauerproblem des alten DB-Zuges, der geringe Abstand zum Vordersitz, soll der Vergangenheit angehören. Dafür nimmt Go-Ahead auch 20 Sitzplätze weniger im Mireo in Kauf. Da aber auf der Paradestrecke München-Augsburg bis zu vier dieser Triebzüge aneinander gekuppelt werden können, hofft man, für den Andrang im Berufsverkehr trotzdem gewappnet zu sein. „Es sollte hinhauen“, sagt Sprecher Karg. Der doppelstöckige Desiro ist als Doppeltraktion, wie sie im Berufsverkehr fahren soll, ohnehin mit 1076 Sitzplätzen und 90 Fahrradplätzen unschlagbar geräumig.

Am Fahrbetrieb wird sich ab 11. Dezember indes nicht viel ändern: Die Züge werden in der Regel in Augsburg oder Donauwörth getrennt, ein Teil fährt weiter Richtung Ulm, ein Teil nach Treuchtlingen oder Aalen in Baden-Württemberg. Auf allen Strecken gibt es mindestens Stundentakt. Der Vertrag zwischen Freistaat und Go-Ahead läuft bis Ende 2034.

Übrigens: Die hübsche Bezeichnung „Fugger-Express“ verschwindet, nichts soll mehr an die DB erinnern. Go-Ahead fährt namenlos.

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