Die Spur der Automaten-Sprenger

von Redaktion

VON STEFAN WEINZIERL

Unterhaching – Das Metalldach hängt verformt über einem Teil der Außenfassade, die Türen sind aus den Angeln gehoben, auf dem angrenzenden Parkplatz liegen Kunststoffteilchen und Styroporfetzen am Boden: Die Kraft der Sprengladung, mit der Unbekannte am frühen Mittwochmorgen gegen 2.50 Uhr den Geldautomaten der Kreissparkasse im Unterhachinger Gewerbegebiet zerstört haben, muss enorm gewesen sein. „So einen Tresor kann man auch nicht mit der Nagelfeile öffnen“, sagt ein Handwerker, der Stunden später mit zwei Mitarbeitern der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg das Ausmaß der Zerstörung begutachtet und den Strom am Containerbau abstellt.

Zuvor hat die Polizei den Tatort untersucht. Das Bayerische Landeskriminalamt ermittelt. Über den oder die Täter weiß man bis jetzt nur wenig. Ein Zeuge hat am frühen Morgen kurz nach der Tat Alarm geschlagen, bestätigt ein Sprecher auf Nachfrage. Gesehen hat er allerdings nichts. „Es handelt sich um einen Ohrenzeugen“, sagt der Sprecher. Er habe erst den Knall gehört und dann ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit wegfahren. In Richtung Autobahn. Die Auffahrt zur A 995 ist nur einen Katzensprung entfernt. Auch ansonsten ist der Tatort ideal für ein Verbrechen. Der Geldautomat steht mitten im Gewerbegebiet. „Dieser Geldautomat lädt doch geradezu zu so einer Tat ein. Kein Mensch wohnt da in der Nähe“, sagt auch ein Rentner, der gerade aus einem der umliegenden Geschäfte kommt. „Obwohl“, fügt er hinzu, „solche Täter ja auch nicht davor zurückschrecken, mitten in Wohngebieten Automaten zu sprengen.“

„Die Fälle häufen sich“, bestätigt der Sprecher des Landeskriminalamtes. Gab es 2021 insgesamt 17 derartige Fälle im Freistaat, sind es heuer bereits 26. Gleichzeitig werden die Täter immer brachialer, um ans Geld zu kommen. So setzen sie verstärkt auf Festsprengstoff, statt mit Gas eine Explosion auszulösen. „Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt der Polizeisprecher. Er geht von mehreren Tätern aus. Bei bisherigen Ermittlungen sei man immer auf Tätergruppen gestoßen. Sie kommen vermutlich aus dem Ausland, womöglich aus den Niederlanden. Dort seien derartige Fälle zuerst aufgetreten, sagt der Polizeisprecher.

Bei den 17 Geldautomaten-Sprengungen im vergangenen Jahr in Bayern wurde insgesamt eine Summe von etwas über einer Million Euro erbeutet. Mit wie viel Geld die Täter in Unterhaching flüchten konnten, wollen weder die Polizei noch eine Sprecherin der Kreissparkasse verraten. Auch die Schadenshöhe könne noch nicht beziffert werden, heißt es seitens der Bank.

Eine Sprecherin kann auch nichts dazu sagen, ob der Geldautomat wieder geöffnet wird. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt sie.

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