Herrsching – Noch geht sie nach ihrem Sturz bei der Hauptalmbegehung an Krücken, doch die neue bayerische Landesbäuerin Christine Singer aus Spatzenhausen im Kreis Garmisch-Partenkirchen steckt voller Energie für die Landfrauen-Arbeit der kommenden viereinhalb Jahre. Die 57-Jährige ist gestern in Herrsching mit über 88 Prozent zur Nachfolgerin von Anneliese Göller gewählt worden. Dass sie gewählt werden würde, war klar, denn sie war die einzige Kandidatin. Mit 97 von 110 Stimmen ist Singer sehr zufrieden. Dass ein paar kritische Stimmen dabei waren, nimmt sie als Ansporn.
An oberster Stelle stehen für Singer die Frauen auf den Betrieben und die bäuerlichen Familien. „Wir wollen die jungen Frauen besser mitnehmen und ihnen Einstiegsmöglichkeiten in die Verbandsarbeit bieten.“ Die jungen Leute würden sich ungern langfristig binden. Christine Singer und ihre Stellvertreterinnen Christine Reitelshöfer aus Petersaurach (Kreis Ansbach) und Christiane Ade aus Gerlenhofen (Kreis Neu-Ulm) wollen mehr kurzfristige Projekte zur Mitarbeit anbieten. Das heißt keineswegs, dass sich Singer auf reine Landfrauenthemen konzentriert. Im Gegenteil: Sie will, dass Ernährung und Nachhaltigkeit ebenso von Männern als wichtige Themen der Zeit vertreten werden. So wie sich die Frauen auch zu berufsständischen und politischen Fragen äußern wollen. Aus der Historie heraus hätten die Frauen die sozialen Themen und die Männer die berufsständischen Themen bearbeitet. „Aber wir sehen die Veränderungen auf den Betrieben: Wir haben junge Betriebsleiterinnen und Mitunternehmerinnen. Die Frauen sind am Betriebseinkommen beteiligt. Die wollen sich auch bei den agrar- und fachpolitischen Themen einbringen.“ Man dürfe das nicht mehr geschlechterspezifisch sehen. Es wäre toll, wenn sich ein Mann für Ernährungsthemen interessieren würde. „In einer neuen Satzung müssen die Bedingungen so gestaltet werden, dass da mehr Austausch stattfindet.“
Am Freitag wird der neue Bauernpräsident gewählt. „Ich wünsche mir einen Präsidenten, der die Frauen wertschätzt und die Herausforderungen der Zukunft nicht nur aus der agrarpolitischen und fachlichen Bildung anschaut, sondern auch die Trends im Blick hat.“ Dabei denkt sie an Nachhaltigkeit und das steigende Interesse an pflanzenbasierter Ernährung. Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber gratulierte ihr zur Wahl: „Christine Singer ist wirklich eine Kämpferin für die Bauernschaft.“ CLAUDIA MÖLLERS