Olching/München – Ausnahmesituationen führen oft erst im Nachhinein zu erheblichen psychischen Problemen. So erging es auch zwei Frauen, die 2019 Opfer eines Raubüberfalls in Olching im Kreis Fürstenfeldbruck wurden. Gestern befasste sich das Landgericht München II mit dem Fall.
Der Täter (22) war nämlich der Dreifachmörder von Starnberg. Den Raubüberfall hatte er nur wenige Wochen vor dem Mord an einer Familie begangen. Motiv war wohl Geldnot. Er erbeutete 4550 Euro. Diese Summe sollte bis kurz nach der Bluttat reichen. Dann überfiel der 22-Jährige einen weiteren Supermarkt in Emmering.
Im Olchinger Fall hatten die Angestellten an einem Novemberabend plötzlich in den Lauf einer Pistole geschaut. „Das ist ein Banküberfall“, sagte der Täter. Ein Kunde an der Kasse dachte sich noch: „Das ist doch keine Bank.“ Weil sich niemand an die Aufforderung hielt, sich auf den Boden zu legen, blieb auch der Kunde, ein Baggerfahrer, stehen. „Dann eben ned“, sagte der Räuber und verlangte das Geld. Die junge Kassiererin (21) überließ ihm sofort die Kasse, ihre Kollegin (35) war noch so geistesgegenwärtig, mit ihrem Handy ein Video zu machen. Auf dem sieht man, wie der 22-Jährige seelenruhig mit der Beute den Markt verlässt, während neue Kunden in das Geschäft kommen. Doch danach ging es beiden Frauen schlecht. Sie schieden aus dem Geschäft aus.
Als sich der Täter gestern bei ihnen entschuldigte, brach die Jüngere in Tränen aus. Sie leidet noch immer unter Albträumen und Weinkrämpfen. Die Ältere, die ebenfalls Ängste plagen, nahm die Entschuldigung an. ANGELA WALSER