Schönau – In einer Nacht- und-Nebel-Aktion ist am Wochenende die 5,5 Kilometer lange neue Abwasserleitung im Königssee verlegt worden. Naturschutzverbände sprechen von einer „Vertuschungsaktion“.
Tatsächlich hatten sowohl Gemeinde als auch das zuständige Planungsbüro im Vorfeld zugesichert, der Termin zur Verlegung der Leitung würde rechtzeitig öffentlich angekündigt. Das ist nicht passiert. Auf die Belange der Naturschutzverbände sei kaum Rücksicht genommen worden, schimpft Rita Poser, die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land. Das Umweltministerium wollte sich nicht dazu äußern, warum der Genehmigungsbescheid in der Nacht auf Samstag erteilt wurde. Es verweist aufs Landratsamt, das wiederum spielt den Ball zurück ans Umweltministerium. Der Schönauer Bürgermeister Hannes Rasp erklärt: „Wir mussten das Zeitfenster und das gute Wetter nutzen.“
Um 2 Uhr morgens legte der Bautrupp los. Gut 24 Stunden später war die kilometerlange Abwasser-Druckleitung in der Mitte des Sees versenkt. Am Sonntag galt das rund zwei Millionen Euro teure Unterfangen als abgeschlossen. Die Verlegung war notwendig geworden, nachdem vor knapp einem Jahr ein Leck in der Leitung entdeckt worden war, die St. Bartolomä mit Salet verbindet. Das Schmutzwasser war in den See geflossen, zu Umweltschäden war es nicht gekommen. Künftig soll die Abwasserleitung besser überwacht werden.
Der Bund Naturschutz hat Beschwerde beim Umweltministerium eingereicht und denkt auch über eine Klage nach. Eine Sache hat Rita Poser besonders verwundert: Parallel zur Abwasserleitung wurde auch ein Glasfaserkabel durch den See verlegt. Davon sei nie die Rede gewesen. Erst im Genehmigungsbescheid haben die Naturschutzbehörden davon erfahren. KILIAN PFEIFFER