Verwunderung über Bernreiters Bremsmanöver

von Redaktion

Streit über Starttermin für 49-Euro-Deutschlandticket – Grüne: Minister „spielt auf Zeit“

München – Der Grundsatzbeschluss ist gefallen, das 49-Euro-Ticket kommt – die Frage ist nur wann. Während Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) von einem Start „frühestens“ am 1. März spricht, hält der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) auch einen deutlich früheren Zeitpunkt für technisch machbar. „Ich gehe davon aus, dass eine Vielzahl von Unternehmen bundesweit das Ticket zum 1. Januar digital verkaufen können“, sagte MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch unserer Zeitung. Auch beim MVV sei das so. Da es ja bundesweit gilt und als digitales Ticket „nicht ortsgebunden“ sei, könne es jeder in Deutschland erwerben.

Bernreiter hatte sich hingegen am Dienstag verärgert über noch ungelöste Probleme bei der Finanzierung gezeigt. Eines davon ist die sogenannte Nachschusspflicht. Da das Ticket zwar nur im Abo erworben werden kann, dieses aber monatlich kündbar sein soll, gibt es Unsicherheiten bei der Kalkulation. Die Verkehrsunternehmen hatten ursprünglich gehofft, dass sie mit dem Jahresabo-Preis in Höhe von 588 Euro (12 mal 49 Euro) rechnen können. Doch nun ist schwer vorherzusagen, wie viele Personen von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machen. Im Extremfall kann das Abo bei einer vierwöchigen Reise auch mal nur für einen Monat gekündigt werden.

Bernreiter fordert von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), sich bei der Nachschusspflicht zu bewegen und mehr Mittel zuzuschießen. Bisher gewähren Bund und Länder je 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung des Deutschlandtickets. Unterstützung bekommt Bernreiter vom VDV – dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen steht im Nebenamt MVG-Chef Ingo Wortmann vor. Sein Verband warnt: „Das Risiko eines höheren Verlustes“ sowie Anlauf-Kosten seien ins „Risiko der Unternehmen verschoben“ worden. „Das geht nicht.“ Der 1. Januar als Starttermin sei nicht zu halten.

Grünen-Verkehrspolitiker Markus Büchler hingegen drängt auf schnelle Einführung. „Bernreiter spielt auf Zeit“, sagte der Landtagsabgeordnete unserer Zeitung. Das Verkehrsministerium spare ein Sechstel der Jahreskosten, wenn sich der Start bis zum 1. März verzögere. „Das ist schade, weil das Ticket sinnvoll ist und es sich der Freistaat leisten kann.“ DIRK WALTER

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