München – Es ist ein detaillierter Überblick über die Gesundheit der Bayern: Die Barmer stellte am Donnerstag den Morbiditäts- und Sozialatlas für den Freistaat vor. Die Krankenkasse hat anonymisierte Patientendaten aus dem Jahr 2020 aus allen Landkreisen analysiert – und nach Alter, Geschlecht, Beruf und Bildung der Kranken aufgeschlüsselt. Die Krankheitslast in Bayern ist regional sehr unterschiedlich. Die wichtigsten Ergebnisse:
Bayerns Herzen schlagen stabil
Der Anteil der Bayern mit Herzproblemen ist relativ niedrig: 232 von 1000 Menschen haben ein Herzleiden. Das sind – nach den Bremer, Hamburger und Baden-Württemberger Herzen – die am wenigsten anfälligen in Deutschland. Die gesündesten Herzen Bayerns schlagen in Donau-Ries (183,8 pro 1000 Menschen) und in Freising (184). Der Atlas zeigt auch: Über 40-Prozent der Generation 60 plus ist herzkrank – Männer etwas häufiger.
Problemzone ist die Leber
Die Zahl der Leberkrankheiten (59 von 1000) liegt in Bayern zwölf Prozent über dem deutschen Schnitt. Besonders anfällig sind die Lebern im Landkreis Hof. Nur vier Bundesländer haben schlechtere Leberwerte als der Freistaat – allen voran Sachsen-Anhalt.
Freiluft-Berufler haben gesündere Psyche
Über 20 Prozent der Angestellten in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, im Gesundheitswesen und im Bildungssektor leiden an psychischen Erkrankungen. In Berufen der Land- und Forstwirtschaft gibt es prozentual die wenigsten Fälle dieser Krankheiten. Auch von Migräne-Kopfschmerzen sind diese Berufsgruppen am seltensten betroffen – am gefährdetsten sind Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen.
Ist Gesundheit eine Geldfrage?
Krankheiten sind bei Menschen mit einem höheren Schulabschluss bedeutend seltener als in anderen Gruppen, genauso verhält es sich beim Durchschnittseinkommen. Besonders deutlich ist das Gefälle bei einer weiteren Aufschlüsselung: Unter Sozialhilfeempfängern liegt die sogenannte Morbidität– die Häufigkeit einer Erkrankung innerhalb einer Gruppe – bei 3,4. Zum Vergleich: Bei Studenten (0,23), Auszubildenden (0,26) und Arbeitnehmern (0,49) sind die Zahlen deutlich niedriger. Woran das liegt? Darauf gibt die Analyse keine Antwort. „Der soziale Status ist sichtbar durch die Daten“, sagt Alfred Kindshofer, der stellvertretende Landeschef der Krankenkasse. Auf die Ursache-Wirkung-Beziehung lassen sie laut Klaus Stein, einem Autoren des Morbiditätsatlas, aber keine Rückschlüsse zu.
Adipositas ist ein Nord-Problem
In Bayern gibt es weniger Fälle von Adipositas als im Bundesschnitt – und zwar knapp 13 Prozent weniger. In der Region Oberbayern ist krankhafte Fettleibigkeit noch seltener. In den Kreisen Starnberg und Miesbach liegen die Fälle pro Hunderttausend Menschen bei nur rund der Hälfte. In Bayerns Norden sind die Zahlen bedeutend höher.
Freising ist der gesündeste Landkreis
Verglichen mit dem Bundesdurchschnitt treten im Landkreis Freising 30 Prozent weniger Erkrankungen auf als im Rest der Republik. Das macht den Landkreis nicht nur zum gesündesten Umfeld in Bayern – zusammen mit dem Kreis Tübingen (Baden-Württemberg) ist Freising der gesündeste Landkreis in ganz Deutschland. Auf Rang fünf des Bayern-Rankings liegt der Landkreis Miesbach mit immerhin 23 Prozent weniger Krankheiten. In Straubing und Wunsiedel im Fichtelgebirge sind die Menschen besonders krankheitsanfällig.