Dachau – Sane Sadibou läuft die Halbmarathon-Distanz von 21,1 Kilometern in anderthalb Stunden. Ohne das Laufen würde er kaputtgehen, sagt er selbst. Denn obwohl der 43-jährige Senegalese, der seit sieben Jahren in Dachau lebt, bestens integriert ist, fürchtet er, bald abgeschoben zu werden. Er könne oft nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, berichtet er.
Tatsächlich steht es schlecht um Sane Sadibou. Sein Asylantrag wurde vor sechs Jahren abgelehnt. Senegal gilt als sicheres Herkunftsland. Seit sechs Jahren hangelt sich der 43-Jährige von Duldung zu Duldung. Zum Verhängnis wird ihm, dass er keinen offiziellen Pass hat. Deswegen konnte er zwar bisher nicht abgeschoben werden. Aber seine laut Behörden mangelnden Bemühungen einen Pass zu besorgen, brachten ihm eine Verurteilung mit Geldstrafe von knapp 1000 Euro ein.
Die Menschen, die ihn kennen, sagen nur Gutes über Sane Sadibou. „Er ist ein guter Mensch“, berichtet Peter Barth, Sprecher der Asylhelferkreise im Landkreis Dachau. Mit Sanes Betreuern kämpft er darum, dass der Senegalese in Deutschland bleiben und sich endlich eine Existenz aufbauen darf. Er ist Mitglied bei der Feuerwehr und macht seit sieben Jahren zuverlässig seinen Dienst bei den Dachauer Friedhofsgärtnern – obwohl er damit praktisch kein Geld verdient. Denn Sadibou gilt als ausreisepflichtig und bekommt keine Arbeitserlaubnis. Er darf nur gemeinnützige Tätigkeiten ausüben. Die Stadt zahlt im 80 Cent pro Stunde, im Monat rund 80 Euro. Sie würde den Senegalesen gerne fest einstellen. Genau wie Georg Roth, der in Hebertshausen eine Gärtnerei betreibt. „Er ist sich für keine Arbeit zu schade“, sagt Roth. Sane würde immer anpacken. „Man kann sich hundertprozentig auf ihn verlassen.“ Roth spürt in seiner Gärtnerei den Fachkräftemangel, er würde Sadibou auch sofort als ungelernten Arbeiter anstellen.
Doch so weit wird es möglicherweise nicht mehr kommen. Vor Kurzem musste Sane Sadibou zu einem Anhörungstermin der Zentralen Ausländerbehörde nach München, auch ermächtigte Bedienstete der Republik Senegal waren geladen. Seine Unterstützer fürchten, dass die Abschiebung droht. Juristisch werde man nichts erreichen können, fürchtet Flüchtlingshelfer Barth. Neben den beiden Tatsachen, dass Senegal als sicheres Herkunftsland gilt und Sadibou wegen seiner Passlosigkeit vorbestraft ist, kommt erschwerend hinzu, dass er Analphabet ist. Eine Bedingung, um unter das für kommendes Jahr geplante ChancenAufenthaltsrecht zu fallen, wären Deutschkenntnisse auf A2-Niveau. Doch ohne lesen und schreiben zu können, kann er den Test nicht bestehen. Einen Alphabetisierungskurs durfte er nie machen, weil er nur geduldet ist. Wie lange der Duldungsgrund noch fortbesteht, sei ungewiss, betont das Innenministerium auf Anfrage.“ Eine Bleibeperspektive ist für ihn wegen seiner Verurteilung und des Vorliegens eines Ausweisungsinteresses nach derzeitigem Stand nicht ersichtlich.“ Das gelte sowohl für eine Beschäftigungs- und Ausbildungsduldung als auch mit Blick auf das geplante Chancen-Aufenthaltsrecht.
Sanes Unterstützer wollen aber nicht aufgeben. Gemeinsam mit den Kameraden der Feuerwehr verteilen sie derzeit Formulare, in denen jeder, der ihn kennt, aufschreiben soll, warum der 43-Jährige bleiben soll. Da steht zum Beispiel: „Ich habe selten einen Menschen kennengelernt, der so empathisch, bescheiden, fleißig, ehrlich und hilfsbereit ist.“
Seine Freunde wollen Sane mit einer Aktion helfen