Bauernverband will moderner werden

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Herrsching – Im neuen Format hat sich die Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbands am Freitag in Herrsching im Kreis Starnberg präsentiert: Weg von der Bierzelt-Anmutung früherer Zeiten, als sich Kreisobmänner und Bezirksbäuerinnen an langen Tischen nach Bezirksverbänden sortiert gegenübersaßen. Weg mit dem erhöhten Podium für die Verbandsspitze. Ehrenamt- und das Hauptamt rücken zusammen, anstelle von langen Reden gibt es moderierte Gespräche.

Moderner, kommunikativer will der Bauernverband werden, ist das Credo der neuen Verbandsspitze um Bauernpräsident Günther Felßner und Landesbäuerin Christine Singer. Und als Verband, der in Bayern ungefähr 700 000 Menschen auf 140 000 Bauernhöfen und damit viele Wähler vertritt, ist der BBV auch attraktiv für die Politik. Ein knappes Jahr vor der Landtagswahl ließ es sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht nehmen, den Bäuerinnen und Bauern seine Aufwartung zu machen. Er hatte auch einiges im Gepäck. „Ich werde alles daran setzen, das bayerische Landwirtschaftsministerium nicht nur zu behalten, sondern auch die Veterinärämter wieder einzugliedern“, versprach er. Es wäre besser, wenn das wieder in einer Hand liegen würde. Balsam auf die verwundeten Seelen der Bäuerinnen und Bauern war es, als sich Söder zur Tierhaltung und leidenschaftlicher Fleisch-Genießer bekannte. „Ja, ich stehe auch zu Fleisch. Wer das essen will, soll dazu auch die Möglichkeit haben“, sagte er und machte sich lustig über grüne Ideologien. Auch absurde Debatten über Flächenstilllegungen wies er scharf zurück – wie wolle man die Welt ernähren? Flächen sollten sinnvoll eingesetzt werden – für die Ernährung und zur Energieproduktion. In der Schule müsse stärker elementares Wissen über die Bedeutung von Regionalität und ländlichen Raum dargestellt werden. Man rede über die ganze Welt – aber vergesse das eigene Land, bemängelte er die Debattenlage.

Die bayerische Landwirtschaft weise beste Ergebnisse vor „und wird jeden Tag angegriffen dafür, dass sie eine super Leistung bringt“, ärgerte sich der Ministerpräsident über das schlechte Image in der Öffentlichkeit. Es sei jetzt an der Zeit, sich zu wehren. Die gute Qualität der Produkte müsse besser vermarktet werden. „Die bayerische Landwirtschaft ist mit ihrer Größe und ihrer Struktur das nachhaltigste, ökologischste und werthaltigste Modell von Landwirtschaft im mittleren Europa.“ Dieses Modell müsse mehr gefördert werden: „Das ist die Zukunft und nicht die Monokulturen im Osten Europas.“ Es sei eine totale Doppelmoral zu glauben, wenn man die Landwirtschaft hier vertreibe, finde sie andernorts nicht mehr statt.

Söder nahm sich viel Zeit für die Landwirte. Die Gesprächsatmosphäre zwischen dem „lieben Günther“ (Felßner) und dem „lieben Markus“ scheint gut zu sein. Von mehreren Treffen und Gesprächen im Vorfeld war die Rede. Sogar auf der Grünen Woche will sich Söder zeigen. „Wir erzeugen das, was alle brauchen: Lebensmittel, Strom, Wärme“, betonte Bauernpräsident Felßner. Die Land- und Forstwirtschaft sei Teil der Lösung und garantiere Versorgungssicherheit.

Knapp ein Jahr vor der Wahl war Söders Besuch bei der Landesversammlung „ein Besuch bei Freunden“, sagte Felßner. Die Bewährungsprobe steht noch aus.

Bayerns Bauern sollen sich gegen Angriffe wehren

Artikel 10 von 10