Haftstrafe für Querdenker: Plakate zwangen ICE zum Bremsen

von Redaktion

Gemünden am Main – Zwei mutmaßliche Anhänger der sogenannten Querdenker-Szene sollen im Kampf gegen die Corona-Schutzmaßnahmen einen ICE in Unterfranken zu einer Schnellbremsung veranlasst haben: Das Amtsgericht Gemünden am Main verhängte deswegen am Freitag Haftstrafen.

Das Duo hatte der Anklage zufolge im Januar 2021 geholfen, fünf Plakate über den Gleisen auf der Bahnstrecke Gemünden-Waigolshausen aufzustellen. Auf den Transparenten stand unter anderem in roter Farbe: „Achtung Gleisbruch zwei Kilometer“ und „Diesmal Fake“. Mit einer Größe von rund 1,50 auf 4,50 Meter waren die Plakate an Holzlatten über den Gleisen befestigt.

Ein aus Schweinfurt kommender ICE mit 62 Fahrgästen durchfuhr eine dieser Konstruktionen. Der Lokführer leitete eine Notbremsung ein. Verletzt wurde niemand. Die Ermittler gingen rasch davon aus, dass Gegner der Corona-Maßnahmen für die Aktion verantwortlich sein könnten, um überregionale Aufmerksamkeit zu erregen.

Jetzt wurden ein 38-jähriger Mann und seine 61 Jahre alte Komplizin wegen fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Nötigung schuldig gesprochen, wie ein Gerichtssprecher am Freitag mitteilte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Berufung oder Revision könnten binnen einer Woche eingelegt werden. Mittäter konnten bisher nicht ermittelt werden.

Der Mann erhielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Seine Strafe wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt, weil er wegen eines anderen Delikts bereits eine Bewährungsstrafe erhalten hatte. Die Frau wurde zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt – ausgesetzt zur Bewährung auf drei Jahre. Zusätzlich muss die 61-Jährige eine Geldauflage von zehn Raten zu je 150 Euro zahlen.

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