Klara, Agnes und ich watschelten schnatternd am Seeufer entlang, als wir einen Zweibeiner mit einem Blumenstrauß in der Hand erblickten. Klara quakte neugierig: „Wieso trägt der denn hier Blumen durch die Kälte?“
Hilfesuchend sah ich Agnes an, die prompt erklärte, dass Blumen ein beliebtes Geschenk der Zweibeiner an ihre Liebsten sind. Das hat eine lange Vorgeschichte: Schon im alten Orient schenkten sich Frauen und Männer gegenseitig Blumen. Damals gab es strenge Regeln, die vorschrieben, dass die unterschiedlichen Geschlechter nicht direkt Kontakt miteinander aufnehmen durften. Wenn sich eine Frau und ein Mann gerne hatten und sich das auch sagen wollten, mussten sie also kreativ werden. Nach und nach entstand eine Art Blumensprache. Im Victorianischen Europa war die Situation für verliebte Zweibeiner ähnlich: Als die Gesellschaft von der Geheimsprache im alten Orient hörte, benutzten sie diese auch für sich. Blumen zu verschenken hatte dadurch immer eine große Bedeutung, war aber trotzdem ein zurückhaltendes Zeichen, das nicht gegen die Regeln verstieß. Aus dieser Situation kommt auch der Ausdruck „etwas durch die Blume sagen“, der meint, dass man etwas ohne Worte schnattert. Eure Paula