NACHGEFRAGT

„Auf die Barrikaden“

von Redaktion

Der Landkreis Weilheim-Schongau will für 500 Millionen Euro ein Zentralkrankenhaus bauen – und dafür die zwei Kliniken in Weilheim und Schongau schließen. Doch die Bürger haben am Sonntag dagegen gestimmt, und zwar deutlich mit 67,2 Prozent. Wir sprachen mit Daniela Puzzovio vom „Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau“. Die 58-Jährige ist auch Vize-Bürgermeisterin in Schongau.

Warum waren Sie mit dem Bürgerentscheid gegen ein Zentralkrankenhaus so erfolgreich?

Wir waren überrascht von der großen Teilnahme – wir waren ja in fast allen Orten erfolgreich. Viele Bürger denken, dass wir besser die zwei Krankenhäuser behalten und ausbauen sollen. Das ist einerseits eine Frage der Finanzen für einen Neubau und andererseits der Wunsch nach wohnortnaher Versorgung in dem großen Landkreis. Ob man als Patient in einem zentralen Haus wirklich besser versorgt werden kann, ist auch unklar.

Das sieht der Landkreis anders. In ein großes Zentralklinikum könne man etwa Spitzenärzte locken, die Qualität würde besser werden.

Das halte ich für fragwürdig. Wenn man gute Ärzte an beiden Standorten hat, ist die Qualität doch gewährleistet. Ein Argument, das ich verstehe, sind die Finanzen. Wenn man rein wirtschaftlich denkt, ist ein Zentralkrankenhaus besser – weil man nicht alles doppelt vorhalten muss: die Notaufnahme, die Haustechnik… Aber die Bürger konnten sich einfach nicht vorstellen, was ein Zentralkrankenhaus für sie bedeutet. Der Landkreis hätte den Leuten mehr Sicherheit geben müssen.

Was ist, wenn der Kreis in einigen Jahren sagt: Wir haben kein Geld mehr für zwei Krankenhäuser?

Es gibt verschiedene Szenarien, die schlecht wären. Wir sind momentan in der glücklichen Lage, dass der kommunale Träger nach jetziger Planung erhalten bleibt. Wir wollen keine Privatisierung! Da bleibt einiges auf der Strecke, vor allem bei den Mitarbeitern. Ich finde, man müsste mehr über die Landkreisgrenzen hinausdenken: Wie ist die Versorgung in der Region? Wie könnten sich unsere Krankenhäuser spezialisieren, um zum Leuchtturm zu werden?

Der Landkreis darf jetzt ein Jahr nicht weiterplanen. Was ist, wenn er danach einfach mit der Zentralisierung weitermacht?

Das ist unsere größte Befürchtung, das hat die Landrätin auch schon mal so geäußert. Aber wenn das einfach ausgesessen wird, gehen die Bürger auf die Barrikaden. Wir sind nicht grundsätzlich gegen ein Zentralkrankenhaus! Wir wollen Transparenz und Information. Der Auftrag an die Kreisräte ist jetzt deutlich.

Interview: Carina Zimniok

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