Illerkirchberg – Die Klagerufe der Mutter schallten über die Friedhofsmauern: Gestern wurde im schwäbischen Illerkirchberg die 14-jährige Ece S. beerdigt, die am Mittwoch auf dem Weg zur Schule erstochen worden war. Ein 27-jähriger Asylbewerber aus Eritrea sitzt als Tatverdächtiger in Haft.
Eces Sarg war mit einer Polizeikolonne von Ulm nach Illerkirchberg gebracht worden. Die mehr als 2000 Trauergäste fanden kaum Platz auf dem Friedhof. Ein Geistlicher der alevitischen Gemeinde sagte: „Wir sprechen nicht von Tod, sondern von der Erneuerung der Hülle.“ Die Aleviten sind eine mit dem Islam verwandte Glaubensgemeinschaft.
Eces Mutter Nuray mahnte die Freunde am Grab: „Bitte seid alle immer respektvoll, liebevoll zueinander. Dann wird die Welt besser.“ Der türkische Botschafter in Deutschland, Ahmet Basar Sen, Ulms OB Gunter Czisch sowie der Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov waren bei der Beerdigung.
Eine Freundin der Toten verlas eine Botschaft an sie: „Liebe Ece, wir hoffen, du hörst das. Ich muss immer daran denken, wie ich dir gute Nacht gesagt habe.“ Dann wurde die Leiche der 14-Jährigen im Tuch zu Grabe gelassen. Auch die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz (Grüne) aus Senden war zum Begräbnis gekommen. „Ich kannte schon Eces Großvater, er war Gemüsehändler,“ sagt sie. Er war mit seiner Frau nach Bayern ausgewandert. Deligöz ist auch Mitglied der alevitischen Gemeinde. „Es ist ein Kind von uns gegangen. Ich als Mutter denke, der Schulweg müsste der sicherste Ort der Welt sein.“ Eces Mutter hatte ihr hinterhergewunken und dann die Schreie gehört. Deligöz sagt: „Da wurde Vertrauen zerstört, es gibt Angst und Verzweiflung. Es ist aber schwierig, politische Debatten auf dem Rücken dieses Kindes zu führen.“ Der Rechtsstaat funktioniere. „Wir sollten uns nicht von Hass leiten lassen. Die Familie hat schon so viel Leid zu tragen.“ JOHANNES WELTE