Unterföhring – Auf einem Spaziergang ist Barbara R. zur Lebensretterin geworden. Am Montagvormittag drehte die 43-Jährige eine Runde am Isarkanal in Unterföhring (Kreis München) und sah plötzlich eine Frau am Ufer gegenüber. Sie versuchte einen kleinen Hund aus dem Wasser zu locken. Obwohl Barbara R. ihr noch zurief, sie solle ihn doch mit der Rettungsstange herausziehen, zog die Frau weiter an der Leine des Hundes.
Sie scheitert: „Dann hat sie sich die Jacke ausgezogen und ist auf dem Po runtergerutscht“, berichtet Barbara R. Aus dem Isarkanal kam die Frau samt Hund dann nicht mehr heraus. Barbara R. ist klar: Je länger die Frau in dem eiskalten Wasser ist, desto gefährlicher wird es für sie. Also eilte sie zum anderen Ufer und bat einen Jogger, die Rettungsstange von der Rettungsstation zu nehmen. Sie selbst schnappte sich einen Rettungsring. „Dann waren wir beide bei ihr.“
Da verharrte die Frau schon acht Minuten im Wasser, umklammerte ihren Hund. Sie war schwach, ihre Hände zitterten, erinnert sich Barbara R. Das Anlegen des Rettungsrings war kompliziert. Der helfende Jogger hatte wenig Verständnis für die lebensgefährliche Tierliebe der Frau und schrie: „Lassen Sie den Hund los, sonst gehe ich!“ Er blieb. Nur mit seiner Hilfe konnte Barbara R. die stark unterkühlte Frau herausziehen.
Die Hundebesitzerin stand unter Schock und wollte schnell heim, berichtet Barbara R. Nach der geglückten Aktion bekam die Retterin, die gerade eine Bronchitis auskuriert, erst mal einen heftigen Hustenanfall und konnte nicht mehr helfen. Zwei Männer kümmerten sich um Frau und Hund, bis Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei eintrafen. Die Frau kam ins Krankenhaus, der Hund wurde von ihrem Mann versorgt. „Gott sei Dank haben beide überlebt“, sagt Barbara R., die nun selbst wieder richtig krank ist. „Die kalte Luft hat meine Bronchitis nicht besser gemacht“, sagt sie. „Aber ich konnte die beiden ja nicht ertrinken lassen.“ LAURA MAY