Bad Wiessee – Die Idee entstand bei einem Essen mit Paul Breitner. Der Fußball-Weltmeister 1974 engagiert sich seit vielen Jahren für die Münchner Tafel. Breitner erzählte seinem Freund Uli Hoeneß davon, dass die Schar der Hilfesuchenden immer größer wird. Dass die gespendeten Lebensmittel nicht mehr reichen, Fleisch und Wurst Mangelware sind. „Ich habe mir gedacht, da kann man doch was machen“, sagt Hoeneß. Gemeinsam mit Sohn Florian – ihm und seiner Schwester gehört die HoWe Wurstwaren KG Nürnberg – überlegte der frühere FC-Bayern-Chef, wie das Unternehmen helfen kann.
Inzwischen stiftet die Hoeneß-Firma etwa 1,5 Tonnen Wurst pro Woche an die Münchner Tafel – und 300 Kilogramm an die Gmunder Tafel. Die wiederum gibt noch Ware an die Tafeln in Holzkirchen, Miesbach und Bad Tölz weiter. Gestiftet werden Würste, die bei der Produktion ein bisschen krumm geraten sind. In früheren Zeiten ging die optisch nicht ganz perfekte Ware zum kleinen Preis in den Werksverkauf. „Schmecken tun sie alle super, ich ess die selbst gerne mit Bratkartoffeln und Zwiebeln“, sagt Hoeneß. Jetzt lässt HoWe-Chef Florian Hoeneß die aussortierten Würste vakuumieren, um sie einige Wochen lang haltbar zu machen, und liefert sie als Spende an die Tafeln.
Die Logistik ist ziemlich aufwendig. Für die Belieferung der Münchner Tafel ist ein großer Lastwagen nötig. Für die Gmunder Tafel reicht ein Kühlwagen. „Das machen wir selbst“, sagt Uli Hoeneß. Die Auslieferung ist seit wenigen Wochen im Gang – ohne zeitliches Limit. Wie viel Würste gespendet werden, hänge von der Produktion in der Wurstfabrik ab, berichtet Hoeneß. Aber im Schnitt seien es 1,5 Tonnen alle ein bis zwei Wochen. Um die gesamte Menge zu den Tafeln zu bringen, habe HoWe den Vorgang professionalisiert. Abnehmer gebe es genug. „Die Würste gehen reißend weg“, berichtet Hoeneß. „Und uns macht es Freude, wenn man Leuten helfen kann.“
Eine andere Freude versagt sich die Familie Hoeneß dieses Jahr. Die riesige Fichte im Garten vor ihrem Haus wird nicht zum funkelnden Weihnachtsbaum, dem größten im Tegernseer Tal. Die Entscheidung für den Verzicht sei ihm schwergefallen, sagt Hoeneß. „Und ich werde oft darauf angesprochen.“ Aber in der jetzigen Zeit wolle er nicht so viel Energie verbrauchen. „Und ich will auch niemanden provozieren.“
Gut 30 Meter hoch ist der Baum, den Hoeneß in besseren Zeiten mit 900 Lichtern illuminieren lässt. Zwei Tage lang ist eine Fachfirma damit beschäftigt, die Fichte zum Mega-Weihnachtsbaum zu machen. Am besten sichtbar ist er von Tegernsee aus. „Ich habe deshalb sehr nette Briefe von Menschen bekommen, die wir gar nicht kennen“, berichtet er. Der Weihnachtsbaum wird heuer vermisst, das weiß er. Nächstes Jahr werde der Baum wieder leuchten, schöner denn je: „Da habe ich große Hoffnung.“ CHRISTINA JACHERT-MAIER