München – Der Bahnkonzern Transdev war am schnellsten. Wer www.deutschlandticket.de eingibt, landet auf der Seite des ursprünglich französischen Unternehmens, das unter anderem auch die Bayerische Regiobahn (früher BOB, Meridian) betreibt. Es hat sich die Domain gesichert. Sogar eine Ticketvorbestellung für das Ticket, mit dem künftig bundesweit alle Züge, Busse und Straßenbahnen im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden können, ist schon möglich.
Es ist eine reiner PR-Coup, denn erstens ist noch gar nicht klar, wann das Ticket wirklich kommt – im Gespräch ist der 1. April, der 1. Mai oder vielleicht sogar erst der 1. Juni. Und zweitens wird das Ticket ja elektronisch vertrieben – jeder kann es in beliebiger Menge sekundenschnell bei allen Bahnunternehmen und Tarifgemeinschaften, also zum Beispiel Deutsche Bahn, MVV oder MVG, kaufen. Wenn es denn mal kommt. „Die Arbeiten von Bund und Ländern zur Einführung des Tickets laufen mit Hochdruck“, versichert das Bundesverkehrsministerium. Auch eine entscheidende Frage scheint geklärt: Nämlich die, ob es das Deutschlandticket auch als Schnupperangebot nur für einen Monat geben soll.
Zur Erinnerung: Geplant war es ursprünglich nur als Abo. Zwar war angedacht, dass der Bezug monatlich gekündigt werden kann, also ohne umständliche 3-Monats-Frist wie etwa bei der Bahncard der Deutschen Bahn. Doch es gab eine Fußangel: Es sollte eine Bearbeitungsgebühr anfallen, sogar eine ziemlich saftige. Bei Transdev stand dies – Stand gestern – so auch auf der eilig erschaffenen Homepage deutschlandticket.de: „Bitte beachte, dass bei einer Kündigung in den ersten zwölf Monaten deines Abonnements eine Servicepauschale in Höhe von 30,00 Euro erhoben wird.“
Doch jetzt die Kehrtwende: Die Gebühr wird es nicht geben, versichern übereinstimmend Bundesverkehrsministerium und Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Die Landesverkehrsminister hätten dies einstimmig beschlossen. In der Tat heißt es im Protokoll der Konferenz vom 29. November, das unserer Zeitung vorliegt: „Die Kündigung des Abos soll ohne eine Bearbeitungsgebühr möglich sein.“ Somit kann man das Ticket auch mal einen Monat ausprobieren, muss aber daran denken, es rechtzeitig zu kündigen. Im „Entwurf für gemeinsame Tarifbestimmungen“ vom 5. Dezember wird als Stichtag der 10. des Monats genannt.
Noch zwei weitere Baustellen sind in der Endphase:
. Jobticket: Auch das Deutschlandticket soll es als Jobticket geben. Angedacht sind laut Tarif-Entwurf, dass bei Abnahme von mindestens zehn Jobtickets ein Rabatt von maximal zehn Prozent gegeben wird – aber nur, wenn der Arbeitgeber mindestens zehn Euro je Ticket im Monat übernimmt. Reine Mengenrabatte ohne Arbeitgeberzuschüsse soll es nicht mehr geben.
. Semesterticket: Dieses soll es weiterhin geben, es ist ja weit günstiger als das künftige Deutschlandticket. Aber die Studierenden dürfen damit nur am Standort ihrer Uni fahren. Angedacht ist jetzt ein Upgrade: Gegen die Zahlung des Differenzbetrags kann der/die Studierende dann das Deutschlandticket nutzen.
So unsicher wie der Starttermin ist wegen finanzieller Unwägbarkeiten auch die Zukunft des Tickets. „Der MVV wird das Ticket nur bis 31. Dezember 2023 beantragen, da nur bis dahin die Finanzierung gesichert ist“, sagt MVV-Chef Bernd Rosenbusch. Alles Weitere müsse man sehen. DIRK WALTER