Frau erschlagen: Acht Jahre Haft für Senior

von Redaktion

85-Jähriger fühlte sich mit Pflege überfordert

Weilheim – Ein 85-jähriger Mann aus Weilheim muss wegen Totschlags an seiner zwei Jahre jüngeren Ehefrau für acht Jahre ins Gefängnis. „Gravierende Taten müssen mit entsprechend harten Strafen geahndet werden“, sagte gestern der Vorsitzende Richter Thomas Bott in der Urteilsbegründung. Der Angeklagte hatte mit einer wesentlich geringeren Strafe gerechnet. Fassungslos über sein eigenes Handeln war er von einer tief greifenden Bewusstseinsstörung ausgegangen. Doch dafür sprach aus psychiatrischer Sicht wenig.

Dass die Schwurgerichtskammer am Landgericht München II „nur“ acht Jahre verhängte, war dem fortgeschrittenen Alter des Angeklagten geschuldet. „Ein kleines Licht der Hoffnung wollte die Kammer noch leuchten lassen“, sagte der Richter. Weil der Angeklagte bislang nie gegen das Gesetz verstoßen hatte, kann er mit einer Reduzierung der Haft auf zwei Drittel rechnen. „Dann wären Sie mit etwa 90 Jahren wieder frei“, rechnete ihm der Richter vor.

Der Staatsanwalt hatte sogar elf Jahre Freiheitsstrafe gefordert. Der Verteidiger hielt das für „quasi lebenslang“ und plädierte auf zweieinhalb Jahre. Mit Anrechnung der U-Haft wäre die verbleibende Reststrafe überschaubar gewesen. Doch das Gericht ging angesichts der Schwere der Tat nicht auf diese Version ein.

Heuer im Juni hatte der Angeklagte seine Ehefrau bestialisch erschlagen, mit einem afrikanischen Schlagstock, völlig aus dem Nichts. Ihn hatte eine Unruhe gepackt, Berge von Problemen türmten sich vor ihm auf. Mit der Pflegebedürftigkeit seiner Frau und dem bevorstehenden Umzug ins Altenheim fühlte er sich völlig überfordert. „Reini, ich komm zu dir jetzt, ich bring dich um“, sagte er zu seiner Ehefrau Reinhilde. „Du bleibst liegen, was habe ich dir denn getan, ich liebe dich doch“, antwortete die 84-Jährige. Doch für den Angeklagten gab es kein Zurück mehr.

Zehn Mal drosch er auf den Kopf- und Halsbereich seiner Frau ein, zertrümmerte ihr die gesamte Halswirbelsäule, die Unterarme und drei Rippen. Zuletzt würgte er sie noch. Doch die Schwere der Kopfverletzungen hätte schon gereicht, sie zu töten. Danach rief er die Polizei an und war fortan wieder der liebenswerte, höfliche ältere Herr, wie er es bis zu dieser Tat stets gewesen war.

Seine Ehe hatte er als Verschmelzung von Mann und Frau bezeichnet. Kinder waren ihnen nicht vergönnt gewesen. Trotzdem führten sie ein glückliches Leben, bis die 84-Jährige im April eine Gehirnblutung erlitt und ständig überwacht werden musste. Das wurde ihm zu viel. ANGELA WALSER

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