Halle-Attentäter nach Bayern verlegt

von Redaktion

Stephan Balliet (30) sitzt nach der Geiselnahme in Sachsen-Anhalt jetzt in Augsburg ein

Augsburg – Gut eine Woche nach der Geiselnahme im Gefängnis in Burg bei Magdeburg ist der Halle-Attentäter Stephan Balliet nach Bayern verlegt worden. Am Dienstagmorgen wurde der 30-Jährige per Hubschrauber nach Augsburg geflogen. Die Verlegung wurde von einer bewaffneten Spezialeinheit des sachsen-anhaltinischen Justizvollzugs durchgeführt und von Spezialkräften der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt sowie des Freistaats Bayern begleitet. Offen ist, wie lange der Halle-Attentäter in der JVA Augsburg-Gablingen bleiben wird.

Der Strafgefangene hatte vergangene Woche in der Justizvollzugsanstalt Burg nacheinander zwei Bedienstete in seine Gewalt gebracht und wollte sich den Weg in die Freiheit erzwingen. Er nötigte die Beamten, ihm den Weg Richtung Freigelände inmitten der Gefängnismauern aufzuschließen. Er wurde nach weniger als einer Stunde überwältigt. Dabei wurde der 30-Jährige verletzt. Die Bediensteten blieben äußerlich unverletzt, wurden aber betreut. Nach einem solchen Vorfall ist es üblich, einen Gefangenen aus Sicherheitsgründen zu verlegen.

„Die JVA Augsburg-Gablingen ist Bayerns modernste Justizvollzugsanstalt und damit besonders für die Aufnahme hochgefährlicher Straftäter geeignet“, teilte das bayerische Justizministerium mit. „Sie ist mit aktueller Sicherheitstechnik gegen Entweichungen ausgestattet und verfügt über besonders sichere Hafträume.“

Die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg führt derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen Geiselnahme gegen Balliet. Der Attentäter soll einen mutmaßlich selbstgebastelten Gegenstand gehabt haben. Damit brachte er den ersten Bediensteten in seine Gewalt, als er zur Nacht in seine Zelle eingeschlossen werden sollte. Die Anstaltsleiterin beschrieb den Gegenstand in der vergangenen Woche als gerolltes Blatt Papier, das mit einem Bleistift verstärkt gewesen sei, und an dem sich ein Stück Metall wie eine Art Scharnier befunden habe.

Der rassistische und antisemitische Attentäter Stephan Balliet war 2020 zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Er hatte am 9. Oktober 2019, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, versucht, die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Als es ihm nicht gelang, ermordete er nahe der Synagoge zwei Menschen und verletzte weitere. Auch damals hatte er selbstgebaute Waffen dabei.

Balliet gilt als schwieriger und unkooperativer Gefangener. Am Pfingstwochenende 2020 hatte er versucht, aus der JVA Halle zu fliehen. Während eines Hofgangs war er über einen 3,40 Meter hohen Zaun geklettert und hatte fünf Minuten ohne Aufsicht nach Auswegen aus dem Gefängnis gesucht, bevor ihn Justizbedienstete schnappten. Im Gefängnis soll er die Tür zu seiner Zelle einmal mit Papier verkeilt haben. Insidern zufolge bindet der Häftling viel Energie des Personals und sorgt damit auch dafür, dass sich gewohnte Abläufe für andere Gefangene nicht immer einhalten lassen.  lby

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