Milch: Bauern erzielen Höchstpreise

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

München – „Goldmilch“ ist im wahrsten Sinne derzeit ein kostbares Gut für die Landwirte, die die Milch ihrer Kühe an die Molkerei Goldmilch in Ingolstadt liefern. 69 Cent pro Liter Milch war der Auszahlungspreis im November – und liegt damit bayernweit an der Spitze. Doch auch insgesamt ist der Milchpreis derzeit so hoch wie nie – durchschnittlich werden 60 Cent gezahlt. 2016 bekamen die Bauern gerade einmal 22 Cent.

„Zurzeit macht das Melken besonders viel Spaß“, sagt denn auch Ruth-Maria Frech aus Irschenhausen (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen). „Man kann jetzt schon sagen, dass zurzeit etwas hängen bleibt.“ Seit November zahlt ihr die Allgäuer Molkerei Champignon 60 Cent. Und das Geld kann die junge Mutter – im April bekommt sie ihr zweites Kind – für ihren Hof auch gut gebrauchen. Schließlich hat sie erst in diesem Jahr den Stall für ihre 50 Milchkühe saniert und 150 000 Euro investiert. Wenn der Milchpreis noch eine Weile so hoch bleibt, könnte vielleicht sogar noch eine neue Überdachung für die Kälber-Iglus drin sein.

Allerdings ist der hohe Milchpreis nur die eine Seite der Medaille, wie Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern betont. „Die sehr erfreuliche, aber auch nicht überraschende Preisentwicklung wird seit einigen Wochen von einer zum Teil massiven Eintrübung der Marktlage begleitet.“ Inzwischen wird auch wieder mehr Milch geliefert. Seufferlein und Frech weisen aber auch auf die drastisch gestiegenen Kosten bei den Landwirten hin. Strom, Treibstoff, Dünger und Kraftfutter seien um das Doppelte bis zum Dreifachen gestiegen. Die Exportlage ist – unter anderem wegen der schwierigen Lage in China – ungewiss. „Auch bei uns lässt der Absatz insgesamt nach, vor allem bei der Bio-Milch wie auch bei den Milchalternativen“, hat Seufferlein beobachtet. Die Verbraucher sparen, kaufen preisbewusster ein. Das trifft vor allem die Bio-Waren. Der Milch-Experte geht trotzdem davon aus, dass es in Bayern bis Ostern stabile Milchpreise geben wird, die nur geringfügig unter die 60-Cent-Marke fallen werden.

Dass die Stimmung auf den Bauernhöfen trotz der guten Preise eher gedrückt ist, liegt nicht nur an den gestiegenen Produktionskosten, sondern vor allem an der Planungsunsicherheit. „Wer bauen will, bekommt keinen Handwerker. Dazu kommen die Probleme bei der Lieferkette“, sagt Seufferlein. Kalkulationen seien da schwierig, denn keiner wisse, wie hoch die Kosten in einem halben Jahr sind. Ein neuer Kuh-Platz koste einen Betrieb circa 17 000 Euro. Und bei steigenden Zinsen muss das auch genau überlegt werden.

Für die Verbraucher bedeute das auch, dass Lebensmittel auf Dauer teurer blieben, macht Seufferlein unmissverständlich klar. „Wir werden in Bayern nicht mehr unter 50 Cent produzieren.“ An die Verbraucher gerichtet heiße das: Sie müssten andere Prioritäten setzen. Im Klartext: Bei Ausgaben sparen, die nicht lebensnotwendig sind. „Es darf keiner hungern oder frieren“, stellt der Milch-Experte allerdings klar. Dafür müsse der Staat sorgen.

Ruth-Maria Frech befürchtet, dass in Zukunft noch weitere Milchvieh-Betriebe aufgeben werden. Vor allem, wenn dort noch die Anbindehaltung praktiziert werde. Viele junge Landwirte wollten sich die aufwendige Milchviehhaltung nicht mehr antun. „Bei mir ist noch mehr Motivation dahinter. Von meinem Vater habe ich übernommen: Dass es ein schönes Arbeiten mit den Tieren ist.“ Und zurzeit wird es auch noch mit einem guten Milchpreis dotiert.

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