München – Martina Müller hat sich schon zu helfen gewusst in den vergangenen Jahren. Die 36-Jährige koordiniert die Sternsinger in Garching, Landkreis München, und in den vergangenen beiden Jahren war das wegen Corona schwierig. 2021 durften Müllers kleine Sternsinger gar nicht von Haus zu Haus ziehen. 2022 wäre es erlaubt gewesen, aber: „Ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass die Sternsinger an Tür eins Corona aufschnappen und noch bei 80 weiteren Türen klingeln und das verbreiten“, sagt sie. Also packte Martina Müller kleine Briefumschläge, darin Spendenkonto, Informationen zur Sternsingeraktion – und einem Segensaufkleber für die Haustür. C+M+B steht drauf. Dieses Paket nahmen sich die Menschen in den Kirchen einfach mit nach Hause.
Heuer schreiben die Sternsinger die drei Buchstaben wieder selbst an die Türen. Endlich wieder normales Programm – naja, fast. Wie in vielen Gemeinden muss man in Garching die Sternsinger extra bestellen per Voranmeldung. So vermeidet Müller auch, dass den Kindern die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. „Das kommt leider vor“, sagt Müller. Aber die meisten freuen sich über den Besuch der kleinen Könige. Und auch die Sternsinger selbst sind voller Vorfreude.
Paula Theis, 11, findet es toll, für arme Kinder Spenden zu sammeln. „Und es ist cool, mit den anderen Kindern den ganzen Tag unterwegs zu sein“, sagt Paula. Sie war schon ein paar Mal dabei – und besonders in Erinnerung ist ihr ein älterer Herr geblieben, der den Sternsingern gleich 100 Euro gegeben hat. Paulas Nachbarin Johanna Neumann, 12, ist auch im Team – mit fünf Jahren hat sie mit dem Sternsingen angefangen. Sie kann sich an sehr, sehr kalte Tage erinnern, an denen sie unter dem Gewand dicke Wintersachen trug. „Und am Nachmittag haben wir Tee bekommen, das tat so gut“, erinnert sie sich.
Sie hat die Erfahrung gemacht, dass die Spender, die viel Geld geben möchten, die Ausweise verlangen – um Betrug vorzubeugen. „Dafür haben wir die Unterlagen dabei“, sagt Johanna. Am 5. Januar werden die Rollen verteilt, am 6. und 7. Januar ziehen Paula und Johanna mit den anderen durch den Ort. Johanna hofft ein wenig, dass sie nicht den Balthasar darstellen muss: „Der hat so viel Text“, sagt sie und lacht. Der Sternträger hat es da einfacher, meint sie.
Ein Überblick über Wissenswertes rund um die Sternsingeraktion:
Wofür wird gesammelt?
Unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ steht der Kinderschutz im Fokus der Aktion Dreikönigssingen 2023. Als Kardinal Reinhard Marx Ende Dezember in Bad Tölz die Sternsinger-Saison eröffnete, sagte er, das sei das größte Projekt, das Kinder für Kinder machten. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend organisiert in den Diözesen die Sternsingeraktion gemeinsam mit dem Kindermissionswerk. Nach BDKJ-Angaben haben die Sternsinger in Deutschland 2022 38,56 Millionen Euro an Spenden eingesammelt.
Was machen die Sternsinger?
Die Sternsingergruppen schreiben traditionell einen Segensspruch an die Haustüren – „C+M+B“, das bedeutet: „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus). Zudem schwenken sie ein Weihrauchfass in den Zimmern – oder auch vor der Haustür, wenn den Bewohnern das lieber ist. Während vor allem in ländlichen Gebieten die Sternsinger normalerweise an jeder Tür klingeln, gibt es in Städten wie Garching oft die Möglichkeit, sich über die Pfarreien anzumelden, wenn man Besuch von ihnen bekommen will. Aber grundsätzlich sind die Sternsinger überkonfessionell unterwegs – ein Besuch ist nicht an die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche geknüpft. Das Anliegen der Sternsinger – „Segenbringen und Spendensammeln für notleidende Kinder in der ganzen Welt“ – besitze auch über die katholische Kerngemeinde hinaus Relevanz, sagt Richard Greul, Diözesanjugendpfarrer der Erzdiözese München-Freising.
Woher kommt der Brauch?
Mit Kronen und Mänteln und dem großen Stern, den sie vor sich hertragen, erinnern die Sternsinger an jene Sterndeuter, die laut biblischer Überlieferung das Jesuskind im Stall von Bethlehem besuchten. Im Lauf der Jahrhunderte wurden aus den Sterndeutern die Heiligen drei Könige (siehe Kasten). Ihre Namen: Caspar, Melchior und Balthasar.
Gehörte jahrzehntelang ein schwarz geschminkter König zur Gruppe, so empfiehlt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend inzwischen, auf derlei Maskierung zu verzichten: Man glaube, dass der ursprüngliche Sinn der Tradition besser deutlich werde, wenn die Kinder so gingen, wie sie eben sind: „vielfältig in ihrem Aussehen“, heißt es. Die Verantwortlichen sollten die Kinder und Jugendlichen vielmehr ermutigen, „so zum Sternsingen zu kommen, wie sie sind“. CARINA ZIMNIOK (mit dpa)