DAS PORTRÄT

Der Orchideen-Experte

von Redaktion

Sein Orchideenhaus ist für Giselher Cramer ein zweites Zuhause. Der 73-Jährige streift durch die Gänge, gleichmäßig warmes Klima herrscht hier im Gewächshaus, links und rechts sprießen Orchideengewächse, große Blüten, kleine Blüten, europäische, afrikanische, asiatische. Oft tragen sie lateinische Namen. Die Phalaenopsis, die Schmetterlingsorchidee, ist wohl die bekannteste Art. „1975 wurden in Europa 3,5 Millionen Orchideen gezogen, 2020 waren es 240 Millionen“, sagt Cramer. Er ist gelernter Zierpflanzengärtner. Zur Meisterschule ging er in Berlin. „Eigentlich wollte ich gar nicht mehr nach Hause“, sagt er. Doch dann entschied er sich doch, in die Heimat zurückzukehren. Die Gärtnerei Cramer wird mittlerweile in dritter Generation betrieben, Giselher Cramer hat vor einigen Jahren den Betrieb an seinen Sohn Alexander übergeben. Seine Leidenschaft für Orchideen hat er aber nicht verloren.

Als 22-Jähriger hatte sich Cramer entschieden, den Blumenladen seiner Eltern zu übernehmen. Die Entscheidung, sich Orchideen zu widmen, war damals rein geschäftlicher Natur, erzählt er. „Wir wollten etwas tun, was andere nicht taten. Orchideen galten als edel.“ Mit 40 teuren Pflänzchen startete Giselher Cramer. 1200 Mark hatten sie ihn gekostet. Die Resonanz nach den frabenfrohen Blumen war groß. Und auch Cramers Begeisterung für Orchideen wurde immer größer.

Bald kamen von nah und fern Orchideen-Interessierte in sein Geschäft. Giselher Cramer begann viel zu reisen. Er besuchte Ausstellungen in ganz Europa und brachte neue Pflanzen mit. Schließlich stieg er selbst in die Zucht ein. Wie viele Züchtungen ihm im Laufe der Jahre glückten, kann er gar nicht mehr zählen. Einige hat er nach seinem Vater, seiner Frau und seinen Kindern benannt – und eine auch nach sich selbst. Zwischen drei und 15 Jahre Zeit benötigen  Orchideen vom Jungpflanzen-Stadium bis zur ersten Blüte. Das erfordert viel Pflege. In Hochzeiten gediehen 60 000 Orchideen bei Giselher Cramer, heute sind es noch 20 000. Er hat bereits ein neues Ziel: 2026 möchte er die Weltausstellung nach Deutschland holen. Als Organisationsleiter plant Giselher Cramer die Bewerbung. „Das wird eine Herausforderung“, sagt er. Der Aufwand sei die Mühe aber wert. Für ihn bleiben Orchideen der schönste Anblick überhaupt. KILIAN PFEIFFER

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