Oberammergau – Ein kleines Wesen von fünf Wochen, hilflos, der Kopf noch unendlich schwer: Wie kann man ein derartiges Würmchen zu Tode quälen. Und doch passierte genau das im Februar 2022 in Oberammergau (Kreis Garmisch-Partenkirchen). Ein 26-Jähriger geriet dermaßen in Rage, dass er seine kleine Tochter so schwer schüttelte, dass sie starb. Seit gestern wird dem Familienvater vor dem Landgericht München II der Prozess gemacht. Die Anklage lautet auf Totschlag.
Die brutale Attacke entzündete sich an einem Streit über ein verlorenes Dokument für die Ausländerbehörde. Der Familienvater aus Moldawien kam zu spät zum Termin, wurde auf den nächsten Tag vertröstet und kehrte genervt in die Asylbewerber-Unterkunft zurück. Dort sollte er sich um seine kleine Tochter kümmern, während seine Lebensgefährtin mit dem älteren Kind (5) zum Duschen ging. Zunächst schlummerte der Säugling auf einem Kissen, der Vater schaute ins Handy. Doch dann drückte die Kleine ihr Geschäft in die Windel und zwar so heftig, dass der Vater rasch erkannte, dass er den Säugling komplett würde umziehen müssen. Das brachte den Angeklagten so in Rage, dass er das Mädel heftig schüttelte und auch gegen einen Gegenstand, vermutlich ein Möbelstück, schlug. Das überlebte die Kleine nicht.
So eindeutig die Obduktion die Todesursache darlegte, so schwammig war die Aussage des Angeklagten vor Gericht. Das Schütteln hatte er erst mit dem Obduktionsergebnis eingeräumt. Er habe die Kleine aber nur einmal, ruckartig angepackt – angeblich, um sie aufzuwecken, ließ er eine Dolmetscherin übersetzen. Danach habe das Köpfchen zur Seite gehangen. Unter Reanimation wurde die Kleine ins Klinikum Garmisch-Partenkirchen gefahren, wo sie starb. Der Vater glaubte allerdings, dass die fünfjährige Schwester das Baby am Vortag verletzt hätte. Der Prozess dauert an. ANGELA WALSER