München – Die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt wegen des Verdachts auf Unterschlagung von Corona-Impfstoff. Es wurden Strafbefehle gegen zwei Ärzte, einen Apotheker und eine Mitarbeiterin eines italienischen Hotels erlassen. Sie alle sollen dabei geholfen haben, Mitarbeiter des Hilton Hotels am Flughafen München zu impfen, die nicht impfberechtigt waren. Die Impfung hatte im Mai 2021 stattgefunden, als Impfstoff knapp und heiß begehrt war.
Die Hotelmitarbeiterin soll damals zwei Impfaktionen organisiert haben. Zu ihnen wurden Mitarbeiter aus Italien eingeflogen. Eine geplante dritte Impfaktion im Juni war direkt in der Hotelanlage in Italien geplant. Der Apotheker soll den Impfstoff für zwei der drei Impfaktionen zur Verfügung gestellt haben. Die beiden Ärzte werden beschuldigt, die Impfungen in München vorgenommen und medizinisch überwacht zu haben. Einer von beiden war außerdem an der Organisation der geplanten dritten Impfaktion in Italien beteiligt. Es konnte nicht mehr ermittelt werden, ob der Impfstoff für die in Italien geplante Impfaktion verwendet wurde. Allerdings soll er bereits einem Boten übergeben worden sein – damit gilt er ebenfalls als unterschlagen.
Die geimpften Mitarbeiter des italienischen Hotels hatten nach Auffassung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen keinen Anspruch auf eine Impfung in Deutschland. Die Bundesregierung hatte den Impfstoff damals erworben und zunächst nur einem berechtigten Personenkreis zur Verfügung gestellt. Die Apotheker und Ärzte sollten ihn nach diesen Kriterien verteilen. Hauptsächlich soll bei der Aktion der Biontech-Impfstoff verwendet worden sein. Insgesamt handelt es sich um 228 Impfdosen.
Zwei der Angeklagten haben bereits Angaben gemacht, die anderen beiden wollen sich nicht äußern. Das Amtsgericht München hat gegen die vier Angeklagten antragsgemäß Geldstrafen zwischen 25 000 und 60 000 Euro verhängt. Alle vier Personen haben dagegen Einspruch eingelegt. Die Strafbefehle sind also noch nicht rechtskräftig.