München – Bei Januar-Tagen mit frühlingshaften Temperaturen kann selbst die klügste bayerische Biene mal durcheinanderkommen. In vielen Bienenstöcken hat der Hochbetrieb wegen des milden Winters bereits deutlich früher als sonst begonnen – und das könnte für die Völker noch zu einem Problem werden.
„Bienen überwintern in Trauben“, erklärt Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde und Imkerei an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Über den Winter ziehen sie sich eng zusammen, fahren ihren Stoffwechsel runter und kommen mit wenig Nahrung aus. So ein Bienenwinter dauert normalerweise 50 bis 60 Tage. Die ersten Flüge der Bienen sind Reinigungsflüge, erklärt Berg. Die Bienen sammeln die Fäkalien den ganzen Winter über im Körper. „Wenn sie das erste Mal losfliegen, sollte man besser keine Wäsche draußen aufhängen“, sagt er schmunzelnd.
Für dieses Jahr kommt diese Warnung allerdings in den meisten Regionen zu spät. Denn sobald die Temperaturen über zehn Grad steigen, schwirren die Bienen los. Das allein wäre noch kein Problem, erklärt der Experte. „Sie finden ja schon Nahrung, die Hasel hat ja bereits geblüht.“ Die Pollen bringen sie in den Bienenstock. Denn die Königin legt bei milden Temperaturen bereits ihre Eier. Damit verkürzt sich die Brutpause erheblich. Wenn die Temperaturen noch mal deutlich sinken, müssen die Bienen ihre ganze Energie darauf konzentrieren, die Brut zu wärmen. „Sie sammeln sich dann als Traube um die Eier, um sie auf 34 Grad zu wärmen – sonst stirbt die Brut.“ Oft reichen die Futtervorräte dann aber nicht aus. „Bienen würden eher auf der Brut verhungern, als sie zu verlassen“, erklärt Berg.
Deshalb sind in milden Wintern wie diesem die Imker besonders gefragt. Sie müssen im Blick behalten, ob die Bienen noch genug Futter haben und eventuell zusätzliches Futter ans Brutnest stellen. Anwohner hingegen können Bienen bei diesem verfrühten Start ins Jahr nicht helfen, sagt Berg. „Sie können sich höchstens schon Gedanken darüber machen, wie sie ihren Garten im Frühjahr bienenfreundlich gestalten könnten.“
Sobald die ersten Blumen im Frühjahr wieder blühen, finden die Bienen auch ohne Hilfe wieder genug Futter. Vor zwei Jahren aber war es auch im Frühjahr noch oft sehr kalt und regnerisch, sodass die Imker ihre Völker lange unterstützen mussten. Je länger der Brutzyklus, desto größer ist laut Berg auch das Risiko, dass sich die Varroamilbe ausbreitet. Deshalb sind die milden Winter aus Imkersicht nicht ideal.
Allerdings müssen sie sich wohl darauf einstellen, dass es die Frühlingstemperaturen im Januar künftig öfter geben wird. „Wir müssen unsere Imkerpraxis überdenken und anpassen“, sagt Inga Klingner vom Landesverband Bayerischer Imker. KATRIN WOITSCH
Die Königin legt bereits ihre Eier
Langer Brutzyklus erhöht das Risiko