München – Nicht in erster Linie Abwerbungen aus anderen Bundesländern, sondern mehr Quereinsteiger sollen gegen den Lehrermangel helfen. Das Kultusministerium will die Möglichkeiten zum Quereinstieg ausweiten, wie Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag in München sagte. „Lehrer bekommen sie nicht mit einer Umzugsprämie“, sagte Piazolo in Richtung von Ministerpräsident Markus Söder.
Dieser hatte diese Woche bei der CSU-Klausur in Banz vorgeschlagen, Lehrer aus anderen Bundesländern zu ködern. Mit Piazolo war dieser Vorstoß so nicht abgestimmt. Er habe zwar zwei Stunden mit Söder über Schulpolitik gesprochen – „aber der Ministerpräsident spricht jetzt nicht darüber, wie er ein Thema intoniert. Muss er auch nicht.“
In die Quereinsteiger aus Bayern indes setzt Piazolo große Hoffnungen. Gemeint sind damit Hochschulabsolventen und Berufstätige anderer Fachrichtungen, die über ein normales zweijähriges Referendariat zum Lehrer ausgebildet werden. Bei der Pressekonferenz berichteten drei von ihnen fast überschwänglich über ihre positiven Erfahrungen. Martin Rutzinger, 33, etwa unterrichtet jetzt als Referendar am Hans-Leinberger-Gymnasium Landshut. Zuvor war der Physiker Teamleiter in einem Unternehmen für Halbleiter. „Ja, es gibt riesige finanzielle Einbußen, und ja, man wird von einigen Leuten für verrückt erklärt“, sagte der Vater zweier Kinder. Er habe es aber durchgerechnet und werde mit Überzeugung Lehrer. Auch der Prüfungsmarathon am Ende des zweiten Staatsexamens schrecke ihn nicht. Auch Stefanie Fuchs am Amberg hat umgesattelt –sie war früher Molekular-Biologin. Adriana Klotz aus Ingolstadt wiederum hat Philologie studiert, arbeitete zuletzt bei einem Auto-Zulieferer und ist nun Mittelschul-Lehrerin. Ihre Seminarlehrerin Barbara Springwald betreut insgesamt elf Quereinsteiger. Der Altersdurchschnitt ist überraschend hoch: 40 Jahre. Der älteste Kollege, berichtete die Lehrerin, sei 47. „Da wird es sogar noch schwierig mit der Verbeamtung.“
Ein weiteres Mittel im Kampf gegen den Lehrermangel: mehr Geld. Auch an Grund- und Mittelschulen soll künftig die Besoldungsgruppe A 13 als Einstiegsgehalt gelten, das sind laut Bayerischem Beamtenbund knapp 4800 Euro. Das sei „einer meiner größten politischen Erfolge“, sagte Piazolo. 17 Millionen Euro sind dafür 2023/24 veranschlagt. dw