Freising – Steffen Schütze ist kein gewöhnlicher Metzger im klassischen Weiß. Mit Jeans und einer sportlichen Weste mit dem Logo seiner Metzgerei Hack kommt er zum neuen Laden, um Lieferungen vorbeizubringen. Die Filiale ist ebenso modern – ein Container, der da zwischen Fressnapf und Rofu im Stadtteil Lerchenfeld in Freising steht. Ein roter Stierkopf prangt an der großen Glasfront, die Einblick in den mit Holz verkleideten und gemütlich beleuchteten Verkaufsraum von etwa 20 Quadratmetern gewährt.
Schütze zückt sein Handy. Ein kleines „Piep“, und schon ist ihm der Zutritt zum klimatisierten und beheizten Selbstbedienungsladen gewährt. „Bereits 1300 Leute haben sich seit der Eröffnung Ende November registriert“, erzählt der 41-Jährige. Auf der Website www.metzgerei-hack24.de müssen Kunden nämlich Name, Kontaktdaten und Bankverbindung angeben. Nur mit dem QR-Code, den sie dann auf ihrem Handy erhalten, lässt sich die Tür zum Geschäft öffnen.
Wer den Laden betritt, dem bietet sich ein breites Angebot an regionalen Lebensmitteln: In zwei Gefrierschränken befinden sich Grillfleisch, Würste und Aufbackbrezen, in den Kühlschränken Milchprodukte, Eier und Fertiggerichte sowie in den Regalen Nudeln, Kartoffeln und Kaffee. Was bei allen Produkten auffällt: An der Verpackung ist ein kleiner Plastik-Chip angebracht. Dieser sorgt für die schnelle Kaufabwicklung ohne jegliches Personal.
Schütze nimmt einige Produkte und legt sie in die Ablage an der Kasse. Sofort erkennt die Technik die Ware über den Chip. Auf einem Bildschirm wird dem Kunden sein Einkauf aufgelistet. Schütze hält erneut den QR-Code an ein Scan-Gerät, und schon ist der Einkauf bestätigt. Die Rechnung kommt per E-Mail. Auch Bestellungen können Kunden aufgeben, die sie dann von der Metzgerei Hack im Stadtteil Neustift zu Hack 24 geliefert bekommen.
Nur acht Wochen hat es von der Idee bis zur Eröffnung gedauert. „Lieber hätte ich eine richtige zweite Filiale mit Fachpersonal eröffnet, aber aufgrund von Personalmangel ist das nicht möglich“, bedauert Schütze. Also hat er sich vom Anbau der Metzgerei Böltl in Heimstetten (Landkreis München) inspirieren lassen und einen Container bestellt. Die Technik hat die Firma Smartstore geliefert.
Bisher kommt das Geschäft bei den Freisingern gut an. „In diesem Stadtteil gibt es keine Metzgerei“, erklärt Schütze. „Deshalb freuen sich die Kunden, dass wir Produkte in vernünftiger Qualität anbieten.“ Der Freisinger erhält viel Lob: „Ein Kunde möchte nur noch hier einkaufen, weil es so schnell geht“, erzählt er. Und ein solches Konzept mit QR-Code sei vor allem für junge Leute nichts Neues.
Angst vor Diebstahl hat Schütze nicht. „Man kann in jeden Hofladen einfacher einbrechen. Ich denke, die Hemmschwelle ist zu hoch“, meint er. Schließlich wird man beim Betreten registriert, zudem sind drei Überwachungskameras angebracht. „Und wirklich wertvolle Dinge oder Geld sind da ja nicht.“
Nahezu das gesamte Sortiment stammt aus der Region oder Eigenproduktion. An der Wand gibt es eine Übersicht darüber, von welchem Hof und aus welchem Ort die Produkte kommen. Auch vegane Gerichte wie Gulasch oder Chili sin Carne bietet Schütze an, und sogar das hauseigene Bier namens „Hackgranate“ steht im Kühlschrank. Das Angebot passt der Metzgermeister stetig der Nachfrage an. Preiserhöhungen gibt es nicht.
Einmal täglich kommt Schütze mit Lieferungen zur neuen Filiale, wo er auch Produkte kurz vor Ablauf wieder mitnimmt. Viel zusätzliche Arbeit hat der Freisinger beim Einpacken, Etikettieren und Codieren der Produkte. Für diese Aufgabe hat er nun drei Helfer eingestellt. Demnächst steht ein Treffen mit Kollegen an, denen Schütze seinen Laden zeigt, denn „wir regionalen Metzger müssen uns austauschen und zusammenhalten, damit wir weiter bestehen bleiben“.