Gammelsdorf – Die Bewahrung von Brauchtum, Dialekt und Geschichte hat sich der Verband der Königstreuen in Bayern auf die weiß-blaue Fahne geschrieben. Und das findet auch Jahrzehnte nach der Gründung regen Zuspruch: Zahlreiche Teilnehmer feierten am Samstag das Winterpatriotentreffen in Gammelsdorf (Kreis Freising). Für Organisator Matthias Bauer (64) hat sich der Einsatz gelohnt.
Sind die Patrioten der Veranstaltung trotz der Pause treu geblieben?
Die Resonanz hat uns überrascht! Super Stimmung! Es kamen geschätzt 200 Leute, ältere und jüngere aus ganz Bayern – von Altötting bis Gröbenzell, Böbing im Pfaffenwinkel bis Kreutzwertheim in Unterfranken. Wir konnten 21 Vereine begrüßen, alle zogen mit zum Schlachtendenkmal.
Die Teilnehmer vereint die Liebe zum Bayernland. Was gehört für Sie dazu?
Auf alle Fälle Blechmusik, das gemeinsame Singen der Bayernhymne, unsere scheene boarische Sprach’ und a guada Schweinsbron.
Fehlt nur ein Monarch? Herr Söder als König statt als Ministerpräsident?
Ob Söder ein guter König wäre, dazu sag’ ich nichts. Aber die Frage nach einem König fürs Bayernland kann ich mit den Worten von Georg Lohmeier beantworten: ,Mia braucha koan Kini, aber schee wars’s scho.’
Wäre Bayern mit einer Monarchie besser dran?
Vermutlich. Aber inhaltlich müsste sie breit aufgestellt sein.
Wie sähe Ihr Ideal-Bayern denn aus?
Das geht schon bei der Erbschaftssteuer los. Es kann nicht sein, dass man im Laufe des Lebens einiges aufbaut, und die Jungen, die es erben sollen, die Steuer dafür zahlen müssen. Es darf nicht so viel Energie verschwendet werden, das gilt auch für den Flughafen, zwei Startbahnen reichen. Außerdem gehört dem Flächenfraß ein Riegel vorgeschoben! Und muss der Winterdienst Salz streuen, bloß weil es ein paar Flockerl schneit? Das passt überhaupt nicht zum Umweltschutz.
Wie schaut es mit dem Dialekt aus?
Bei uns auf dem Land reden auch die jungen Leute noch Dialekt, des gfreid uns. In unserem Verein Weiß/Blau Gammelsdorf gibt es ein offizielles Tschüss-Verbot. Man kann sich ja nur im Kleinen dafür einsetzen, Sprache und Brauchtum zu erhalten, und hoffen, dass es Kreise zieht.
Mit welchen Aktionen tragen Sie dazu bei?
Mit unseren Patriotentreffen, als nächstes in Erkheim im Unterallgäu. Wir richten Watt-Turniere aus, nehmen zum Beispiel an Kriegerjahrtagen und Fronleichnamsprozessionen teil. Außerdem sind wir bei der Ludwig-Gedenkmesse am Starnberger See präsent.
Dort tauchen in der Regel auch Guglmänner auf, die sich als Hüter der Monarchie verstehen. Gibt es Gemeinsamkeiten mit den Mitgliedern dieses Geheimbunds?
Nein. Mit den Guglmännern haben wir nichts zu tun. Mia kenna unser G’sicht scho herzoang. Die Guglmänner wollen, dass der Sarg von König Ludwig II. geöffnet wird. Er könnte ja er erschossen worden sein. Dass der Kini ertrunken sein soll, glaub’ ich zwar auch nicht, aber der Sarg soll zubleiben. Ludwig wollte ein ewiges Rätsel bleiben, und das muss man akzeptieren.
Wie geht es bei Ihnen weiter? Hat Ihr Verein eine Zukunft?
Ja! Bei uns im Verein hab’ ich vor ein paar Jahren angefangen, junge Leute in die Vorstandschaft aufzunehmen. Sie dürfen eines Tages Führungsämter übernehmen.
Das Interview führte Corinna Kattenbeck