München – Im Prozess um tausendfachen Abrechnungsbetrug in einem Corona-Testzentrum in Geretsried haben die beiden Angeklagten die Taten am Mittwoch gestanden. „Das war Gier“, sagte der Angeklagte, ein 31-jähriger Telekommunikationskaufmann, vor dem Amtsgericht München. Auch seine 34 Jahre alte Verlobte und Komplizin räumte die Vorwürfe ein.
Mehr als 13 000 Tests rechneten die beiden laut Anklage in ihrem zum Testzentrum umfunktionierten Handyladen bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) ab – rund 12 000 mehr als sie tatsächlich durchführten. Dafür wurden ihnen gut 171 000 Euro überwiesen, gut 150 000 Euro mehr als ihnen zustand.
Das Geld hätten sie verwendet, um Schulden zu tilgen, erklärten die Angeklagten. Aber auch für „Luxus-Ausgaben“ wie Marken-Kleidung und der Anmietung schneller Autos, darunter ein Audi R8,
Als sie wenige Wochen nach der Überweisung aufflogen, waren nur noch knapp 50 000 Euro übrig. Er habe „in Saus und Braus gelebt“, sagte der 31-Jährige der Polizei. Aufgeflogen war der Schwindel nach einem anonymen Anruf bei der Polizei. So konnte auch eine zweite Auszahlung der KVB gestoppt werden. „Zu Unrecht abgerechnete Beträge von über 185 000 Euro wurden nicht mehr ausgezahlt“, teilte die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen mit, die die Ermittlungen führte und auch die Anklage erhob. Vor Gericht zeigte sich, wie leicht der Betrug gelang: Laut einem Verteidiger forderte die KVB nur die Zahl der abgerechneten Tests ein, keinen weiteren Nachweis: „Zahl eingetragen, sich mit der Zahl zufrieden gegeben – fertig.“
Der 31-Jährige wurde gestern zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt, seine Verlobte zu zwei Jahren und drei Monaten. Als Grund nannte das Gericht die „hohe kriminelle Energie“ der beiden. am/dpa