Zugspitze – Für zwei 20-jährige Männer aus der Region Weilheim wurde eine Skitour beinahe zum Albtraum: Nicht nur, dass sie im Bereich des „Gatterls“ im Gebiet der Zugspitze Opfer einer Lawine wurden und sich nur mit Glück befreien konnten. Ihr Freund – ebenfalls 20 Jahre alt – wurde sogar verschüttet. Umso bemerkenswerter ist, wie die beiden jungen Männer auf die Ausnahmesituation reagiert haben.
„Sie haben sich vorbildlich verhalten und alles richtig gemacht“, sagt Anton Gehringer, Geschäftsführer der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, zu der Rettungsaktion der „jungen, fitten Burschen“. Dass ihr Kumpel mit dem Schreck und einer Unterkühlung davonkam, hätten die Skitourer auch ihrer mustergültigen Ausrüstung zu verdanken. Denn sie hatten alles dabei, was man bei einer Skitour braucht: ein Lawinensuchgerät, eine Lawinensonde und Schaufeln.
Durch ihr eigenes Körpergewicht lösten die 20-Jährigen eine Schneebrettlawine aus. An besagtem Dienstag galt die Lawinenwarnstufe zwei – mäßig. Eine der drei Personen habe sich noch befreien können, wie die Bergwacht mitteilte. Die anderen beiden seien etwa 100 Meter nach unten gerissen worden, wobei sich ein weiterer selbst aus den Schneemassen befreien konnte und unverletzt blieb. Für den Verschütteten begann die Uhr allerdings zu ticken. „In den ersten 15 Minuten muss ein Verschütteter raus“, sagt Gehringer. Danach sinken die Überlebenschancen signifikant. Nachdem die zwei Freunde zunächst die Bergwacht alarmiert hatten, begannen sie umgehend mit der Kameradenrettung. Mittels ihres Lawinensuchgeräts konnten sie ihren Kumpel orten. „Sie haben dann – erneut vorbildlich – ein Plateau gegraben und ihren Freund befreit.“ Zehn Minuten seien vergangen, bis der Verschüttete ans Tageslicht gebracht werden konnte. Anschließend kamen zwei Bergretter per Rettungshubschrauber am Unfallort an. Seine beiden Freunde retteten dem Verschütteten, der nur kurz das Bewusstsein verloren hatte und vorsorglich ins Klinikum gebracht wurde, wohl das Leben.
Um einer solchen Gefahr vorzubeugen, gibt es laut Gehringer mehrere Möglichkeiten. „In den Lawinenlagebericht zu schauen und diesen richtig lesen zu können, hilft sehr. Erfahrungen bei der Lawinenbeurteilung und Routenplanung sind ebenfalls nützlich“. Jene Erfahrungen können dem Bergwacht-Geschäftsführer zufolge beispielsweise in Skitouren-Kursen von Bergschulen oder des Deutschen Alpenvereins (DAV) gesammelt werden.
„Lawinen durch Triebschneebretter sind für 90 Prozent der Lawinenunfälle verantwortlich“, erklärt Christoph Hummel, Lawinenwarner am Bayerischen Landesamt für Umwelt. Und weiter: „Wind ist der Baumeister der Lawinen.“ Bei Windgeschwindigkeiten über 20 km/h werde Schnee verfrachtet und lagere sich in der windabgewandten Zone – dem Lee – ab. Anders als bei Neuschneekristallen, die fein verästelt sind, entstehe bei dem Triebschnee eine Art Brett oder Paket. Wenn dieses eine schlechte Verbindung zum darunter befindlichen Schnee aufweist, können Lawinen losgehen. Dafür genüge – wie die drei Weilheimer erfahren mussten – das eigene Körpergewicht.