Milliarden für die Flughafen-Sanierung

von Redaktion

Airport-Chef Jost Lammers berichtet im Landtag – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit

VON DIRK WALTER

München – Durch das Investitions- und Sanierungsprogramm des Flughafens München sollen die Gesellschafter Bund, Freistaat oder Stadt München finanziell nicht belastet werden. Dies hat Airport-Chef Jost Lammers im Bayerischen Landtag betont. Das Programm umfasst bis 2030 Baumaßnahmen in Höhe von 4,2 Milliarden Euro – darunter viele Sanierungen bröckelnder Betonbauten.

Lammers musste im Landtag auf Antrag der Grünen Auskunft geben. Zuvor hatte unsere Zeitung über das Milliardenprogramm berichtet. Gut eine Stunde dauerte am Mittwochvormittag vergangener Woche der Termin im Haushaltsausschuss – der nicht-öffentlich stattfand. „Da wir uns im Bereich von Geschäftsgeheimnissen befinden, ist das üblich“, sagte der Ausschussvorsitzende Josef Zellmeier (CSU) unserer Zeitung. Wichtig ist für ihn, dass sich das 4,2-Milliarden-Programm über einen langen Zeitraum hinzieht und die Gesellschafter finanziell nicht belastet würden. Dies betonte dem Vernehmen nach auch Lammers gegenüber den Abgeordneten. Alle Investitionen werde der Flughafen „aus eigener Kraft“ schultern.

Lammers deutete an, dass der Flughafen bald in die Gewinnzone zurückkehren könne. Es sei auch denkbar, dass alte Darlehen der Gesellschafter, insgesamt wohl 500 Millionen Euro, zurückgezahlt werden könnten. Man sei ja auch ohne Unterstützung durch die Corona-Krise gekommen.

Grob geschätzt sind drei Viertel der 4,2 Milliarden für Neubauprojekte vorgesehen. Dazu zählt „bedarfsgerecht“ auch die dritte Startbahn, an der der Flughafen ungeachtet des Moratoriums festhält. Weitere 147 Millionen Euro für Grundstücke will der Airport hier investieren. Schon in der Vergangenheit wurden, etwa für Grundankäufe, mindestens 236 Millionen Euro für das umstrittene Projekt ausgegeben. Eine neue Schätzung für die gesamte Flugpiste (Kosten, geschätzt 2015: 1,6 Milliarden Euro) liegt nicht vor, wie eine Anfrage der Freien Wähler kürzlich ergab.

Weitere Investitionen sind unter anderem der neue Flugsteig am Terminal 1 sowie der LabCampus mit 345 Millionen Euro. Der Lab Campus – zwei weitläufige Bürogebäude – steht weitgehend leer. Just am Dienstag kündigte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) aber an, dass dort ein Teil der neuen Luft- und Raumfahrt-Fakultät („Department Aerospace and Geodesy) der TU München zum Wintersemester 2023/2024 „interimsweise“ einziehen sollen. Die Fakultät ist eigentlich auf dem Ludwig-Bölkow-Campus in Ottobrunn/Taufkirchen angesiedelt, doch dort fehlen Bürogebäude.

Der Lab Campus ist nigelnagelneu – doch das ist eher eine Ausnahme. Die Sanierung maroder Betonbauten am Flughafen wird einen Milliardenbetrag verschlingen. So müssen Parkhäuser in der sogenannten Zentralen Zone, aber auch Frachtflächen, ein Triebwerksstand, Vorfelder, Tanklager und Straßen modernisiert werden – ein Aufwand, der einen hohen dreistelligen Millionenbetrag erfordern wird. Einen Beschluss fasste der Ausschuss nicht. Auch dem Münchner SPD-Abgeordneten Florian Ritter war vor allem wichtig, dass der Freistaat Lammers zufolge kein Geld zuschießen müsse. „Bei älteren Betonbauten und der Sanierungen bayerischer Schlösser wird ein Haushälter in der Regel unruhig.“ Hier könne man wohl gelassen bleiben.

Artikel 1 von 11