„Bier ist häufig zu billig“

von Redaktion

Brauereien kämpfen mit Folgen der Krisen – Preiserhöhungen angekündigt

VON JONAS GRUNDMANN

München – Bayerische Bierliebhaber müssen sich künftig wohl auf höhere Bierpreise in den Wirtshäusern einstellen. Zu groß waren die finanziellen Einbußen der bayerischen Brauereien während der Corona-Pandemie. Und durch den Krieg in der Ukraine explodierten obendrein die Kosten der Betriebe. Dies ließ Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, durchblicken.

Wie haben die bayerischen Betriebe diese Krisen bisher weggesteckt? „Besser als befürchtet“, sagt der Präsident – auch dank der staatlichen Unterstützung. Insgesamt scheint sich die Branche langsam ein wenig zu erholen: Konnte die bayerische Brauwirtschaft 2021 bereits wieder leichtes Wachstum vorweisen, legte sie 2022 weiter zu. So stieg der bayerische Gesamtbierabsatz um 2,6 Prozent – das beste Ergebnis seit 1997. Mit einer Bierproduktion von 25,25 Millionen Hektolitern liegt Bayern im internationalen Ranking auf Platz 14 – vor den Nachbarländern Frankreich und den Niederlanden.

Diese Zahlen sind laut Schneider allerdings trügerisch. Denn von der vielversprechenden Absatzentwicklung auf die wirtschaftliche Lage der Brauereien zu schließen, sei zu kurz gedacht. Wie viele andere Branchen auch, traf die Brauereien der Angriff Russlands auf die Ukraine hart. „Seitdem erleben wir noch nie da gewesene Kostenexplosionen“, sagt Schneider – egal ob für Energie oder die für die Produktion benötigten (Roh)-Stoffe (siehe Grafik). Kohlensäure – für Flaschenbier zur Haltbarmachung zwingend notwendig – sei zum Teil überhaupt nicht verfügbar gewesen. Am härtesten habe es mittelständische, familiengeführte Unternehmen getroffen. Diese hätten es oft schwer, für sie dringend erforderliche Preiserhöhungen gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel durchzusetzen. Dennoch haben im Freistaat weniger Traditionsbrauereien schließen müssen als befürchtet.

In der Diskussion um die Erhöhung des Bierpreises in Wirtshäusern fand Schneider daher klare Worte: „Preiserhöhungen für Bier sind unumgänglich!“ Für ihn sei Bier nach wie vor häufig zu billig: „Die Kostensteigerungen werden bei Weitem nicht an den Kunden weitergegeben.“ Auf welchen Preis sich die Bierliebhaber in Bayerns Wirtshäusern künftig einstellen müssen, konnte der Präsident des Brauerbundes nicht genau sagen. Dies sei von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich.

Zudem soll Schluss sein mit der unsäglichen Bürokratie. „Braumeister verbringen 90 Prozent ihrer Arbeitszeit damit, Auflagen zu erfüllen und zu dokumentieren“, sagt er. Außerdem kann er nicht nachvollziehen, warum manche Politiker eine weitere Senkung des Alkoholkonsums anmahnen: „Ich wundere mich, warum wir uns nach den schlechten Erfahrungen mit Corona ein solches Ausmaß an Bevormundung und Beraubung unserer Konsumfreiheit gefallen lassen.“

Als Schneider über den Bierpreis in Bayern spricht, muss er an einen Satz denken, den seine Frau oft verwendet: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Wie viel den Bürgern das Bier tatsächlich wert ist, wird sich erst zeigen, wenn die Erhöhung der Bierpreise beschlossen ist.

Gesamtbierabsatz erreicht bestes Ergebnis seit 1997

Brauer kämpfen mit unsäglicher Bürokratie

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