Die BayWa – offiziell ein Jahrhundertwerk

von Redaktion

1000 Gäste kamen zum 100. Geburtstag der bayerischen Hightech-Agrarfirma in München

VON ULRIKE SCHMIDT UND MARIA ZSOLNAY

München – Wer denkt bei der BayWa an Glanz und Glamour? An Lachs-Häppchen, Prosecco und glamouröse Auftritte? Doch schon eher an Futtermittel, Saatgut und viel Arbeit.

Als genossenschaftlich orientiertes Agrarunternehmen ist die BayWa seit 17. Januar 1923 für bayerische Bauern da. Doch inzwischen ist sie viel mehr: ein weltumspannender Konzern mit weit über 20 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 19,8 Milliarden Euro. „Unsere Mitarbeiter haben grünes Blut“, behauptet denn auch der Boss, Prof. Klaus Josef Lutz (64).

Beachtlich ist aber auch die Performance des Vorstandschefs, der die BayWa in den vergangenen 15 Jahren international erst in Fahrt gebracht hat. Als Lutz 2008 übernahm, lag der Umsatz noch bei 8,8 Milliarden Euro. Nun, zum 100. Geburtstag der BayWa, wechselt er in den Aufsichtsrat und Marcus Pöllinger übernimmt. Dazu wird endlich eine Frau in den Vorstand berufen: Marlen Wienert (45).

Denn wie Männer-dominiert die BayWa ist, das offenbarte der Festakt zum 100. Geburtstag am Mittwochabend in der Isarphilharmonie. 1000 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren geladen, davon mindestens 80 Prozent Herren in dunklen Anzügen. Dazwischen ein paar Farbtupfer von Frauen wie Dallmayr-Lady Marianne Wille in Grün, Landtagspräsidentin Ilse Aig-ner in Blau oder Sängerin Morisha Campbell in Schwarz.

Auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, war da. Warum? Weil Landwirtschaft eine Herzenssache für sie ist, wurde sie doch ab 1942 auf einem kleinen fränkischen Bauernhof vor den Nazis als uneheliches Kind der Tochter ausgegeben. „Ich liebe jeden Grashalm und jede Blume“, bekennt Frau Knobloch im dichten Gedränge der alten, aber modernisierten Trafohalle, die HP8 heißt. Die BayWa fand dort also ihren Rahmen für die 100 Jahre und ihre Zukunft.

„Die BayWa ist ein großartiges Unternehmen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder, „eines ganz nach dem Geschmack der Bayern: regional verwurzelt und global agierend.“ Laptop und Lederhose halt. Und in der Tat: Der Münchner Konzern ist nicht nur Baustofflieferant, größter Apfel-Vermarkter Europas, ein Hightech-Unternehmen, das die Landwirtschaft digitalisiert und mit Geodaten revolutioniert, er macht sein Hauptgeschäft inzwischen mit erneuerbaren Energien.

Nicht jeder ist mit der Firmengeschichte vertraut, doch an so einem Abend muss sie erzählt werden. 100 Jahre Strahlkraft in 15 Minuten. Dafür engagierte man den Niederbayern Django Asül, der klarstellte: „Ich komme nach dem Ministerpräsidenten, ich bin also für den seriösen Part verantwortlich.“ Und in der Tat war er wenig bissig. Aber vielleicht beißt man sich als Kabarettist bei der BayWa auch einfach die Zähne aus.

Der Abend war vor allem eins: ein Loblied auf Klaus Josef Lutz, den Moderatorin Anouschka Horn in den schönsten Farben malte. Eine Hymne folgte der nächsten – Lutz, Superman!

Heimatsound brachte wie gewohnt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit. Da, wo es um Land und Leute und den Ertrag geht, ist der Vize-Ministerpräsident nicht weit. Für ihn ist die BayWa die „zweitwichtigste Institution auf dem Land – neben der katholischen Kirche.“

Richtig sexy wurde der Abend zum guten Schluss – mit Überraschungs-Show-Act Sarah Connor, die zwar von Pressefotografen nicht abgelichtet werden durfte, aber von 1000 Gästen mit ihren Smartphones. Die Sängerin ist für sechs Songs aus Berlin angereist. Das Honorar – vermutlich im sechsstelligen Bereich. Doch Lutz hat sie sich gewünscht. „Als deutsch-amerikanische Sängerin passt sie perfekt zu unserem Unternehmen.“ Nach mehrmaliger Aufforderung schaffte es die Pop-Sängerin auch, ihr Publikum zu Hüftschwüngen zu animieren. „Erstaunlich“, meinte sie. „Normalerweise sind bei meinem Konzert fast nur Frauen. Hier ist es wohl andersherum.“

Für die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden kein Thema. „Ich bin es gewohnt, allein unter Männern zu sein.“ Aber es waren ja noch ein paar weitere Frauen da, wie die Bayerische Waldkönigin Antonia Hegele (25), die erste Forstwirtschaftsmeisterin des Landes. Wenn das nicht Anlass zur Hoffnung für die Zukunft gibt!

Mit dabei auch: Aufsichtsratschef Manfred Nüssel, der die Beständigkeit thematisierte, Sparkassen-Boss Ralf Fleischer, Banken-Verband-Chefin Sabine Heimbach, Monaco-Konsul Alexander Liegl mit Gattin Isabella und nicht zuletzt Uli Hoeneß. „Die BayWa“, sagte er, „ist seit Jahren unser Hauptsponsor im Basketball.“

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