DAS PORTRÄT

Klettern ist sein Element

von Redaktion

Klettern ist ein Sport, der Körper und Geist in hohem Maße beansprucht. Der Moment, wenn man vor der hoch aufragenden Felswand steht und sich fragt, wie man den Weg hinauf bewältigen soll – für Andreas Burger aus Sindelsdorf im Kreis Weilheim-Schongau ist das eine willkommene Herausforderung. Seit er 20 Jahre alt ist, ist der Klettersport sein liebstes Hobby. Heute teilt der 33-Jährige seine Erfahrungen sogar in einer eigenen, kleingewerblichen Kletterschule mit anderen. Als Trainer und Klettertherapeut vereint Burger verschiedene Ansätze. Es gibt kein festes Konzept, er stellt sich individuell auf die Kunden ein – darunter sind auch Personen mit Angststörungen. Einige konnte Burger dabei unterstützen, ihre Höhenangst zu überwinden. Diese kommt häufig vor – muss aber kein Hindernis darstellen, wenn jemand gerne klettern will. „Durch meinen pädagogischen Hintergrund kenne ich psychologische Kniffe, die hier sehr hilfreich sind“, erklärt er.

Andreas Burger hat Sozialpädagogik studiert und arbeitet hauptberuflich an einem Gymnasium als Sozialarbeiter. Dieses Gespür für den Menschen kommt ihm beim Kundenkontakt in der Kletterschule zugute. Mit den Teilnehmern ist Burger sowohl drinnen als auch draußen unterwegs. Das Risiko in der freien Natur am Fels ist dabei nicht zu unterschätzen. Die Witterung muss passen, man sollte sich vor Auf- und Abstieg die Umgebung genau anschauen. Denn Leichtsinn kann tödlich sein – das erlebte Burger am eigenen Leib bei einer vierwöchigen Kletterreise durch den Oman. Dort war er 2015 mit einem Freund unterwegs. Die kargen Felslandschaften und die Gebirgsketten mit 3000 Höhenmetern faszinierten die beiden. Sie schwammen durch Flüsse, um auf der anderen Seite zu klettern, bohrten neue Routen ein. Dann, auf 2200 Metern, wäre Burger fast gestorben. Beim Abseilen prallte kurz vor dem Ziel ein faustgroßer Stein auf die hintere Kante seines Kopfschutzes. „Zwei Zentimeter weiter hinten und mein Halswirbel wäre zertrümmert“, sagt er heute. Burger hatte damals übersehen, dass weiter oben Ziegen auf einem Geröllfeld herumsprangen. Sie hatten wahrscheinlich den Steinschlag ausgelöst. Dieses Erlebnis hat sich dem Sindelsdorfer tief ins Gedächtnis eingebrannt.

Doch die Liebe zum Sport ist so groß, dass er das Risiko an der Wand weiterhin bewusst in Kauf nimmt. Der 33-Jährige ist überzeugt: „Klettern ist in seiner Intensität und brutalen Ganzheitlichkeit mit keiner anderen Sportart vergleichbar.“ CONSTANZE WILZ

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