Krapfen mit Grillen-Füllung

von Redaktion

VON VICTORIA STRACHWITZ

München – Insekten im Krapfen: Zumutung oder Mutprobe? Auf jeden Fall eine riesige Gaudi, findet Franz Ehrnthaller. Er ist Inhaber der Münchner Bäckerei Aumüller – und er bietet einen Krapfen mit gemahlenen Grillen an.

Seit die EU kürzlich erlaubt hat, dass Hausgrille und Getreideschimmelkäfer in Lebensmitteln enthalten sein dürfen, kam das Gerücht auf, dass Bäckereien die Insekten ins Brot mischen könnten. „Bei uns haben besorgte Leute deswegen angerufen“, berichtet er. Ehrnthaller konnte sie beruhigen: „Wir würden das nie machen.“ Auch seine Kollegen beruhigten ihre Kunden.

Ehrnthaller ist Bäcker, aber er hat auch BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert. Also fragte er sich: Wie kann man Grillen auf eine lustige Art verwenden? Seine Idee: im Krapfen. „Da haben sie den höchsten Gruselfaktor.“ Er ging zu seiner Konditormeisterin. „Du spinnst“, war ihre Reaktion. Doch der Chef setzte sich durch. Er machte einen Grillenzüchter ausfindig und bestellte zwei Kilogramm Grillenmehl. Seinen Spezialkrapfen taufte er „Expecto Grillus“. Er hat eine leuchtend grüne Glasur, eine Füllung aus Grillenmehl und Nuss-Sahne sowie einen kleinen Beipackzettel, den man auf anderen Krapfen niemals brauchen würde.

Die Bäckerei Aumüller hat für ihre Krapfen heuer das Motto „Magie“ ausgerufen. Sämtliche Krapfen wurden mit magischen Namen und Füllungen versehen. Da passte „Expecto Grillus“ zauberhaft ins Sortiment. „Er schmeckt gut“, findet Ehrn-thaller. Doch seine Tochter wollte ihn nicht einmal probieren. „Es ist eine reine Kopfsache.“ Auch unter seinen Mitarbeitern verweigerten einige die Kostprobe. Andere bewiesen Mut. „Das macht es so lustig.“

Von den rund 10 000 Krapfen, die er jeden Tag produziert, enthalten nur 150 die Grillenproteine. Die Kunden sind konservativ – der große Renner sind die Krapfen mit Aprikosenfüllung. Ist der Fasching vorbei, verschwindet das Grillenmehl wieder in der Versenkung, versichert Ehrnthaller. „Es gibt keinen Sinn, Grillen im Brot zu verarbeiten. Die sind viel zu teuer.“ Ein Kilogramm Grillenpulver koste 150 Euro. „Bei uns kommt in die Produkte nur das rein, was die Kunden erwarten.“

Ihm selbst sind die Insekten im Essen suspekt. „Die Grille finde ich am wenigsten eklig.“ Deswegen fiel die Wahl auf sie und nicht auf den Getreideschimmelkäfer. Sein „Expecto Grillus“ kostet 3,75 Euro. Die Tage, an denen ein Krapfen mit Chili etwas Besonderes war, sind gezählt, betont er. „Die Kunden wollen ein bissl Drama.“

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