Mit traumwandlerischer Sicherheit haben die, die die Fastenaktion der Evangelischen Kirche „7 Wochen ohne“ planen, organisieren und durchführen, ein Motto für 2023 gefunden. Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich gehöre inzwischen nicht mehr dazu. 14 Jahre als Kuratoriumsvorsitzende sind wahrlich genug. Das frische Team hat sich, wie gewohnt, ein Jahr vor dem neuen Fasten zusammengesetzt und überlegt, was Menschen brauchen könnten an geistlicher Aufmunterung. „Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit“ haben die Männer und Frauen im letzten für dieses Jahr ausgewählt.
Was Menschen von der Kirche nicht wollen, sind besserwisserische moralische Zeigefinger und verpflichtende Empfehlungen für ihre Lebensführung – zum Beispiel, was Essen und Autofahren anbelangt. Die gibt es mehr als genug. Die spirituelle Tiefendimension dagegen, die ist durchaus vonnöten. In einer Zeit, in der man sich überlegt, ob man Nachrichten noch anschauen oder Rechnungen ohne Kopfschmerzen öffnen kann, da tut ein kraftvoller Impuls gut.
Heinrich Heine schrieb: „Anfangs wollt ich fast verzagen, und ich glaubt, ich trüg es nie; und ich hab es doch getragen – aber fragt mich nur nicht wie?“ (Buch der Lieder). Ja, wie? Mit Leuchten zum Beispiel. In finsteren Phasen ist wichtig, dass jemand das Licht anmacht. Man muss genau schauen, was einem Angst macht, und auf das, was einem Kraft gibt.
Menschen, die strahlen, die leuchten und einen mit ihrer Zuversicht und Lebensfreude anstecken. Der Aspekt des Miteinanders ist wichtig, um Krisen zu bestehen und Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Sieben Wochen dauert die Fastenzeit. Angesichts der Herausforderungen und Probleme, die es zu bewältigen gilt, ist das nicht gerade viel. Aber man kann diese knapp zwei Monate als Probezeit verstehen, in der man sich einübt in komplexe Situationen. Manchmal ist man selber innerlich erleuchtet, also klar bei Verstand und herzensgut. Ein andermal zehrt man von der kraftvollen Ausstrahlung anderer, die durch Gedanken, Worte und Taten Helligkeit bringen.
Auf Alkohol, Süßigkeiten und Qualm zu verzichten kann man sich vornehmen. In der Fastenzeit das Licht anmachen, selber leuchten oder sich erleuchten lassen – das ist eine echte Alternative.