Teisendorf – Zehn Monate ist es her, dass in Teisendorf im Berchtesgadener Land plötzlich die Erde aufgebrochen ist. Ein alter Bergwerksschacht war eingestürzt und hatte ein geparktes Auto verschluckt. Die Familie, auf deren Grundstück sich der Krater befindet, konnte bis heute nicht zurück in ihr Haus. Für das gesamte Grundstück besteht immer noch ein Betretungsverbot. Die Familie ist auswärts untergekommen.
Derzeit wird eine Gefährdungsbeurteilung für das ehemalige Bergwerk im Untergrund erstellt, berichtet Gerhard Reichel, Geschäftsführer der Immobilien Freistaat Bayern. Sie ist rechtlich für den unter dem Haus liegenden Bergbau zuständig. Die Kosten der Sicherungsarbeiten will der Freistaat übernehmen. Der Krater sei durch „unbekannte bergbauliche Hohlräume“ entstanden, wie Reichel sagt. Der Abbaubereich an der Oberfläche des Berges war durch die Immobilien Freistaat Bayern bereits gesichert worden. Aktuell laufen Planungen für Sicherungsarbeiten in weiteren Hohlräumen, vor allem unterhalb der betroffenen Garage.
Die Immobilien Freistaat Bayern hatte bereits vor drei Jahren eine Gefährdungsbeurteilung für die ehemaligen Bergwerke Matthäuszeche und den benachbarten Kressenberg in Auftrag gegeben. Im Sommer 2022 hätte die abgeschlossen sein sollen. Doch schon vorher tat sich das Loch in der Erde auf. Diese Ereignisse sollen nun noch in die Beurteilung einfließen, sie steht kurz vor der Fertigstellung. Nach vorläufiger Bewertung der Ingenieure gebe es aber in keinem Bereich so ein Gefährdungspotenzial wie auf dem Teisenberger Grundstück.
In der Region hatten vermutlich schon die Römer nach Erz geschürft. Die Anfänge des Einstein-Bergwerks Matthäus gehen auf das Jahr 1537 zurück. In vielen Jahrhunderten ist das unterirdische Stollensystem immer weiter gewachsen. Die Pläne sind sehr alt – und niemand weiß, ob sie vollständig sind. Auch über eine damals bereits erfolgte Verfüllung der Abbaubereiche liegt keine konkrete Information vor. Durch die Hohlräume und Auffüllungen im Untergrund des in Teilen bewohnten Gebietes sei der Untergrund sehr komplex, erklärt Reichel. Im Bereich unter dem Wohnhaus befinden sich allerdings nach momentanen Kenntnisstand keine Erzflöze. Der Abbau der Erze fand im Bereich der Garage statt, also dort, wo sich der Krater gebildet hatte. Das war allerdings nicht dokumentiert.
KILIAN PFEIFFER