München – Wie gut, dass die Synode der evangelischen Landeskirche von Bayern bereits am Sonntag beginnt: Dann sind die 108 Kirchenparlamentarier vom groß angelegten Streik im Nah- und Fernverkehr nicht betroffen, wenn sie am Montag zu einer wegweisenden Wahl zusammenkommen. Mit Spannung wird erwartet, wer in der St. Matthäuskirche zum Nachfolger von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gewählt wird.
Bekommt die evangelischen Landeskirche erstmals eine Landesbischöfin? Vor zwölf Jahren, als Bedford-Strohm in einem Wahlkrimi im sechsten Wahlgang die meisten Stimmen erhielt, war mit Susanne Breit-Keßler bereits eine Frau unter den vier Kandidaten. Am Montag sind es zwei Frauen und zwei Männer, die zur Wahl stehen: die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47), die Direktorin von Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (55), Münchens Regionalbischof Christian Kopp (58) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56). Ihre Namen sind seit zwei Monaten offiziell bekannt – alle vier haben sich auch bereits der Landessynode und der Öffentlichkeit vorgestellt. Einen klaren Favoriten gibt es offenbar nicht. Was gibt den Ausschlag: Frau oder Mann, Stadt oder Land, theologisch liberal oder konservativ? Weil es so offen ist, wird mit mehreren Wahlgängen am Montag gerechnet.
Da – anders als vor zwölf Jahren – das Wahlverfahren inzwischen digitalisiert ist, werden die Ergebnisse nach dem jeweiligen Wahlgang in Sekundenschnelle vorliegen. 2011 wurde noch mit Papier und Stift abgestimmt und händisch ausgezählt. Zu Verzögerungen aber kann es kommen, weil sich nach den Wahlgängen üblicherweise die Arbeitskreise der Synode zu Beratungen zurückziehen. Ob die Wahl daher schon vor der Mittagspause abgeschlossen wird, scheint fraglich.
In den ersten beiden Wahlgängen müssten Kandidierende eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 108 Synodalen auf sich vereinigen – ab einem dritten Wahlgang würde die einfache Mehrheit aller Synodalen genügen. Sollte ein fünfter Wahlgang nötig sein, dürfen nur noch die drei Kandidaten antreten, die im vierten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten haben. Wäre daraufhin noch ein sechster Wahlgang nötig, gäbe es nur noch zwei Kandidierende.
Der oder die neue Landesbischof/Landesbischöfin wird erst im November in Nürnberg ins neue Amt eingeführt. Die Amtszeit von Heinrich Bedford-Strohm endet nämlich offiziell erst am 31. Oktober.
CLAUDIA MÖLLERS (mit epd)
Ab dritten Wahlgang einfache Mehrheit