Lichtenfels – Die Ermittler der Lichtenfelser Soko „Blume“ warteten den Schulschluss ab, dann griffen sie vor dem Meranier-Gymnasium zu: Seit dem Wochenende sitzt ein Schüler der 11. Klasse als mutmaßlicher Mörder von Floristin Beatrix G. (†50) in Untersuchungshaft.
Zwei Wochen lang schienen die 40 Beamten im Dunkeln zu tappen, nachdem Passanten am 10. März gegen 21 Uhr die Leiche von Beatrix G. mit durchtrennter Kehle im offenstehenden Blumenladen gefunden hatten. Doch dann brachten die Auswertung von Videokameras eines gegenüberliegenden Kaufhauses und ein Zeugenaufruf den Durchbruch.
Der Tatverdächtige ist ein 17-Jähriger – und er passt frappierend genau auf jenen Mann, den die Kripo von Anfang an als Zeugen suchte: Am Tatabend war ein 20- bis 40-jährige Mann, ca. 1,80 Meter groß, mit lockigem Haar und dunkler Hautfarbe vor dem Geschäft gesehen worden. Während die Polizei nach und nach alle Passanten zur möglichen Tatzeit am Stadttor ausfindig machen und befragen konnte, meldete sich gerade dieser Zeuge nicht. Dann erkannten die Polizisten den möglichen Verdächtigen auch noch auf Kameraaufnahmen, wie er mit dem Rad Richtung Tatort rollte und kurze Zeit später wieder zurückkam. Doch den Durchbruch brachte wohl erst eine am vergangenen Mittwoch veröffentlichte Fahndung: Hier suchte die Kripo Coburg nach einem Kunden, der telefonisch auf den Namen „B.“ einen Blumenstock für Samstag zur Abholung in dem Blumenladen bestellt hatte – vier Zeuginnen machten nun nach unseren Informationen auf den Schüler aufmerksam. Er trägt exakt jenen Nachnamen, den die Polizei auf einem Schmierzettel im Laden fand.
Seine Mutter ist fassungslos über den Mord-Vorwurf gegen ihren Sohn: „Er ist zu so einer brutalen Tat gar nicht fähig“, sagte Sonja B. (38) am Sonntag. Sie sah ihr Kind erst am Samstagmorgen bei der Vorführung am Amtsgericht Kronach: „Man hat ihn in Hand- und Fußfesseln dorthin gebracht“, sagt B. Nur kurz durfte sie ihn umarmen. Dabei fragte sie, ob er mit dem Mord etwas zu tun habe. „Er hat nur mit dem Kopf geschüttelt.“
Dennoch erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen Mordes aus Habgier. Aus der Ladenkasse soll Geld gefehlt haben, wenn auch nicht der gesamte Inhalt. Als Tatwaffe vermuten die Ermittler ein Anglermesser, wie es B. besaß. Erst am Morgen nach der Tat war er wieder auf dem Weg zu einem Angelkurs nach Bad Staffelstein. Doch am Abend zuvor soll er nach Angaben seiner Mutter zu Hause gewesen sein. Gesehen hat sie ihn aber nicht in der gesamten infrage kommenden Zeit zwischen 18 und 21 Uhr. Er soll sich angeblich bei seiner Tante zwei Etagen tiefer aufgehalten haben. Nur 200 Meter vom Tatort entfernt.
Dass ihr Sohn auf Video-Aufnahmen zu sehen ist, wundert die Mutter nicht: „Er jobbte dort in der Nähe in einem Café, musste also am Blumenladen vorbei.“ Doch ein Motiv für solch eine Tat habe er nicht gehabt: „Nur dass er dunkle Haut hat und ich Hartz IV beziehe, macht aus ihm doch keinen Mörder“, sagt sie. Ihr Sohn habe nie Probleme mit der Polizei gehabt, habe gerade seinen Führerschein gemacht und eine Karriere beim Zoll angestrebt.
Nun sitzt er in der JVA Ebrach. Blumenhändlerin Trixi wurde unterdessen in aller Stille beigesetzt.