München – Der Münchner Flughafen, der einzige Flughafen, der nur aus der Luft zu erreichen ist – dieses Bonmot hält sich quasi seit der Eröffnung des Airports im Erdinger Moos 1992. Das Bundesverkehrsministerium fordert die bayerische Staatsregierung jetzt auf, die Express- S-Bahn auf der S1-Strecke in Angriff zu nehmen (siehe Titelseite). Der Freistaat favorisiert eigentlich die S8-Strecke. Die unendliche Geschichte hat mehrere Stationen:
. Transrapid: Die Magnetschwebebahn war von Ende 2000 bis 2008 im Gespräch. Geplant war der Bau einer 37 Kilometer langen Strecke. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) verständigten sich im März 2008 darauf, das Projekt wegen gestiegener Kosten ad acta zu legen.
. Express-S-Bahn auf der S8-Strecke: Diese Idee kam nach dem Aus für den Transrapid auf. Allerdings scheitert das bisher an einem Engpass zwischen Daglfing und Johanneskirchen. Der fünf Kilometer lange Abschnitt soll wegen Überlastung der Strecke viergleisig ausgebaut werden, doch bisher gibt es keine Einigung zwischen Bahn, Freistaat und Stadt München über die Ausbauvariante. Zur Debatte stehen ein ebenerdiger Ausbau, den die Bahn als billigste Lösung favorisiert, ein Trog oder gar ein 2,7 Kilometer langer Tunnel. Derzeit läuft noch die Vorplanung.
Unabhängig davon soll die Streckengeschwindigkeit zwischen Johanneskirchen und dem Flughafen auf 160 km/h (bisher 140 km/h) angehoben werden. Selbst dieser kleine Schritt ist mit einem Planfeststellungsverfahren verbunden. Die Auslegung der Unterlagen ist im 4. Quartal 2023 geplant.
. Vier-Stufen-Konzept der bayerischen Staatsregierung von 2022: Es ist eine Art Luxus-Paket inklusive Express-S-Bahn auf der S8-Strecke – und entsprechend weit gesteckt sind die Ziele. Die Stufen 1 bis 3 beinhalten auch noch den Erdinger Ringschluss, den viergleisigen Ausbau Daglfing – Johanneskirchen und die Walpertskirchner Spange. Stufe 4 wäre eine Neubaustrecke Ingolstadt – Freising mit einem ICE-Bahnhof im Flughafen.
. Den Flughafen-Express über die S1-Strecke bezeichnete Ex-Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) einst als „Humpel-Express“ – weil er Schließzeiten an Bahnübergängen verursacht. Bis jetzt sind eigentlich notwendige Unter- oder Überführungen nicht gebaut worden. Jetzt gibt es den neuen Vorstoß durch den Bund. Es könnte eine neue Chance geben, weil nun kleinere Verbesserungen an der Strecke konkret geplant werden: Es soll mehr Weichen und Signale zwischen Lohhof und Neufahrn geben und – wichtiger – die Strecke Neulustheim – Moosach viergleisig ausgebaut werden. Ende 2023 beginnt die Vorplanung. dw