Am Tag nach der gescheiterten Bischofswahl in der evangelischen Landeskirche zeigt sich Christian Kopp, Münchner Regionalbischof, der mit der Landshuter Dekanin Nina Lubomierski im letzten Wahlgang an der absoluten Mehrheit gescheitert war, nachdenklich im Interview mit unserer Zeitung.
Wie haben Sie das Wahldesaster verdaut?
Ganz gut. Das war wirklich sehr anstrengend. Allein schon die vielen Stunden und diese Wahlprozedur, in der immer wieder Gespräche zwischendurch geführt werden mussten. Aber ich fühle mich ganz stabil.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als klar war, dass es keine Entscheidung gibt?
Na ja, das hatte sich im fünften Wahlgang angedeutet. Als es einen so großen Stimmenzuwachs für Nina Lubomierski gab, war klar: Es wird schwer, die Synode hat wirklich zwei starke Kandidaten. Wir stehen auch für was Unterschiedliches – und wir haben ein unterschiedliches Geschlecht. Das hat vielleicht auch eine Rolle gespielt bei dieser Wahlentscheidung. Und dann noch die Frage: Wer steht mehr für das Thema Vorankommen, wer mehr für das Bewahren?
Und wo stehen Sie?
Ich bin schon der Meinung, wenn es eine so große Zahl an ganz tollen Menschen gibt, die viele Jahrzehnte bei uns Mitglied waren und jetzt erklären: „Ihr sagt mir nichts mehr“, müssen wir sehr überlegen, verstehen wir die Botschaft oder machen wir einfach so weiter wie bisher? Ich stehe dafür, dass wir diese Botschaft annehmen. Wir haben vergangenen Donnerstag mit der Aktion „Spontan heiraten“ ein starkes Zeichen gesetzt – Ihre Zeitung hat ja drüber berichtet. Das ist unglaublich gut angekommen.
Also was Neues wagen?
Ja, logisch. Das Alte mitnehmen und sich genau überlegen, wie können wir nah am Menschen sein.
Werden Sie noch mal antreten, wenn Sie gefragt werden?
Das ist noch viel zu frisch. Unter den Bedingungen, die wir jetzt haben, wird, glaube ich, niemand mehr antreten. Wir müssen eine Vereinbarung treffen, wie es weitergeht. Dann schauen wir mal.
Wie groß ist der Schaden, der der Kirche durch das Desaster entstanden ist?
(lacht) Das nennt Ihr Wahldesaster. Ich empfinde das nicht so. Mit dieser Wahlordnung ist es schwer, wenn es richtig eng wird. Es gab ja eine Mehrheit. (Kopp hatte zuletzt 52 Stimmen, Lubomierski 50, Anm. der Red.) In anderen Wahlverfahren hätte es eine Entscheidung gegeben. Nur bei unseren sehr strengen Regeln nicht. Ich glaube, es ist kein Schaden entstanden. Man darf es aber nicht schönreden. Es gibt sechs Wahlgänge. Als Wählender sollte man überlegen: Wie kann ich zu einem positiven Ergebnis für die Kirche beitragen? Jeder Kandidat hätte es verdient gehabt, dass man sagt: „Ach, komm, dann machen wir es mit dieser Person.“
Wie geht es jetzt weiter?
Es gibt zwei Wege. Der erste ist, hier schnell auf dieser Synode noch zu einem Ergebnis zu kommen und noch mal einen Wahlvorschlag aufzustellen. Das muss man sich gut überlegen. Kopp/Lubomierski? Ich weiß nicht, ob das viel bringt. Dazu bräuchte es hier viele Gespräche. Ich würde aber eine schnelle Lösung favorisieren, denn man muss auch an die Einarbeitung eines neuen Landesbischofs oder einer Landesbischöfin denken. Wenn man mit einem neuen Wahlvorschlag von vorne anfängt, braucht man ganz andere Personen.
Interview: Claudia Möllers