DAS PORTRÄT

Der Wasserfarn-Fan

von Redaktion

Das sogenannte „Azolla-Ereignis“ dürfte nur den wenigsten Menschen ein Begriff sein. Deshalb hier, zusammengefasst, die wichtigsten Fakten: Vor 49 Millionen Jahren war es auf der Erde zu einer Massenvermehrung des Wasserfarns Azolla gekommen. Da diese Pflanze extrem viel Kohlendioxid verbraucht, führte ihre unkontrollierte Vermehrung zu einem weltweiten Absinken der Temperatur. Das damalige Warmklima wurde durch dieses „Azolla-Ereignis“ ins heutige Eiszeitalter überführt.

Benjamin Sedlmair, 15 Jahre alt und Gymnasiast aus Petershausen, gibt zu, bis vor kurzem auch keinen Schimmer von Azolla gehabt zu haben. Als er bei der Vorbereitung auf ein Physik-Referat aber auf das Wasserfarn stieß, packte es ihn sofort. Wieso nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, fragte er sich. Also durch den Anbau von Azolla der Atmosphäre einerseits Kohlendioxid entziehen und andererseits gleich noch hervorragendes eiweißreiches Futtermittel in Bioqualität produzieren?

Der junge Mann legte sofort los. Pünktlich zum Frühlingsbeginn legte er im elterlichen Garten auf 1,5 mal 3,5 Meter ein Becken an und füllte es mit Regenwasser. Auch wenn die Azolla-Pflänzchen es am liebsten kuschlig warm mögen – am besten 25 Grad – sollten sie laut Sedlmair auch bei frostigeren mitteleuropäischen Temperaturen überleben können.

Ein weiteres Becken, nur größer, legte er am nahe gelegenen Kreithof in einem trockengefallenen Teich an. Wenn der mit ausreichend Wasser gefüllt ist, will er dort ebenfalls Azolla anpflanzen. Hofbesitzer Georg Seitz, der dem Schüler die Fläche überlassen hat, beobachtet das Verfahren mit Interesse. Und ist gleichzeitig Teil der Versuchsanordnung: Seine Hühner sollen Benjamin Sedlmairs erste Azolla-Ernte als Futter erhalten. „Wenn junge Leute sich für Natur und Klimaschutz einsetzen, bin ich gerne bereit, das zu unterstützen“, sagt Seitz.

Der 15-Jährige ist optimistisch, dass er mit seiner Arbeit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. „Geforscht wird genug, wir müssen endlich ins Machen kommen“, sagt er und denkt weiter: Sollten seine Pflänzchen in Petershausen ins Wachsen kommen, könnten sie doch langfristig – etwa in künstlich angelegten, großen Becken – weltweit den CO2-Gehalt der Atmosphäre reduzieren. PETRA SCHAFFLIK

Artikel 5 von 11