Jäger erschießt Jäger

von Redaktion

Drama bei der Drückjagd: Schütze (33) muss sich vor Gericht verantworten

Kitzingen – Bei der Drückjagd auf Rehe zielte Jagdpächter Christoph G. (33) am Dreikönigstag 2022 daneben – sein Schuss prallte auf dem gefrorenen Waldweg ab, flog 150 Meter weit und durch eine geöffnete Luke in einen Hochsitz nahe Volkach im Kreis Kitzingen. Dort traf die Kugel den 78-jährigen Rechtsanwalt Wolfgang B. tödlich.

Gestern musste sich G. wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht Kitzingen verantworten. „Bei einer Million Schüssen passiert so was einmal“, sagte der Verteidiger des Staplerfahrers, Hanjo Schrepfer. Er forderte einen Strafrabatt, da sein Mandant unter seinem Fehlverhalten leide, seine Waffe abgeben musste und nun auch noch der Verlust des Jagdscheins drohe. Staatsanwalt Thomas Gmälch blieb hart: „Er wusste, dass er sich in einer gefahrbringenden Nähe zum Hochsitz des Geschädigten befand. Er hätte bei entsprechender Sorgfalt keinen Schuss abgeben dürfen.“

G. bat die Witwe des Getöteten um Vergebung. „Ich denke jeden Tag an den Scheißunfall.“ Er habe Wolfgang B. seit 18 Jahren gekannt, habe ihn immer in die Jagdgemeinschaft zu integrieren versucht. Er habe eine Leukämie-Erkrankung überlebt und die tägliche Jagd als seine Therapie betrachtet. Nun lasse er sich mit Hypnose von einer Heilpraktikerin wegen der seelischen Schmerzen behandeln. Richter Ilka Matthes hielt ihm die tragischen Umstände zugute: „Da war verdammt viel Schicksal dabei.“

Beim Fund der auf dem Hochsitz zusammengesackten Leiche hatten die Jägerfreunde erst an einen Herzinfarkt gedacht. Erst bei der Obduktion fand man die Eintrittswunde der Kaliber-30-06-Kugel unter dem Mund. Nun muss G. für sein „Augenblicksversagen“ 10 500 Euro zahlen. Der Witwe bringt das ihren Mann nicht zurück: „Sie waren 50 Jahre verheiratet, sie bleibt an ihrem Lebensabend allein“, sagte ihr Anwalt Eren Basar.

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