Söder verteilt das Ticket Nummer 1

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

München – Um jetzt eine flammende Hurra-Festrede zu halten, ist Christian Bernreiter wahrscheinlich eine zu ehrliche Haut. Er windet sich ein bisschen. „Es war natürlich a mühsame Arbeit“, sagt der Verkehrsminister in seinem Niederbairisch. Und: „Es is a Menge Geld.“ Zwischentöne also, und das ist angemessen: Die Staatsregierung, die sich erst gegen das bundesweite 49-Euro-Ticket sträubte, dann zäh mit dem Bund über die Finanzierung und die Details stritt, überreicht nun feierlich das erste Exemplar.

Zur Erinnerung: Bernreiter hielt das Ticket erst für zu billig, dann kam es ihm viel zu spät. Er wollte es auch nicht als rein digitale Lösung, um etwa Ältere nicht abzuschrecken. Vor einer „Blamage“ warnte er schließlich, falls das Ding noch scheitere. Es scheiterte nicht, Bund und Länder einigten sich über die Finanzierung, anderthalb Milliarden kommen aus Berlin. Nun hat der CSU-Politiker ein Ticket im Riesen-Format drucken lassen, unhandlich, aber gut für die Fotos. Das Staatswappen ist auch drauf.

Der Ministerpräsident eilt herbei zum Termin im Münchner Hauptbahnhofs, und eine Ticket-Empfängerin wurde auch rausgesucht. Christina Wenk aus Freising, Bahn-Gelegenheitsnutzerin, erhält die erste Fahrkarte kurz vor dem offiziellen Verkaufsstart am Montag.

Auch Markus Söder redet nicht um die Sache rum. „Es war eine Zangengeburt“, sagt er, „endlose Verhandlungen“. Das mit den 49 Euro klinge ja einfach, da steckten aber riesige Summen dahinter. Weil Söder andererseits um die Popularität des Nahverkehrstickets weiß, legt er noch ein bayerisches Extra drauf. In den nächsten Wochen werde die Staatsregierung ein Ein-Euro-Ticket für die Fahrradmitnahme beschließen, kündigt er an. Das dürfte vor allem für die Ausflugsregionen im Süden noch spannend – und viel genutzt – werden. Zudem folgt ab September die 29-Euro-Version für Azubis und Studenten.

Aus der Opposition fließt sanfter Spott, dass jetzt ausgerechnet Söder das erste Ticket überreicht. „Plagiat“, murrt die SPD. „Eine schöne Werbung für Volker Wissings Deutschland-Ticket“, sagt FDP-Fraktionschef Martin Hagen. „Wer hätte gedacht, dass Markus Söder die Erfolge der Ampel-Regierung so zu würdigen weiß?“

Den Nutzern, in Bayern sichere mehrere Millionen, wird die Vorgeschichte am Ende egal sein – für viele, auch Pendler ist es einfach eine Vergünstigung in Inflationszeiten. Das Ticket wird ab 1. Mai gültig sein, zum Start gibt es das auch als Chipkarte und zumindest dieses Jahr noch als Ausdruck auf Papier.

Der Franke Söder überreicht der Freisingerin Wenk jedenfalls das Riesenticket ohne viel Pathos. „Fahren’S hin, wohin Sie wollen“, sagt er und schlägt vor: „Auch nach Nürnberg.“

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