München – Die Django-Fastenzeit dauerte vier lange Jahre – erst kam Corona, dann war letztes Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine dem Hofbräuhaus wieder nicht nach einem unbeschwerten Maibock-Anstich zumute. Doch auch wenn die Welt nicht wirklich besser geworden ist – inzwischen dürfen wir sie uns wieder mit Starkbier schön trinken.
Und Django Asül, der nun schon zum 13. Mal die Festrede beim traditionellen Maibockanstich im Hofbräuhaus halten durfte, hat die Auszeit sichtlich gut getan: So viel hat sich da angestaut an Politiker-Präpotenz und Wahlkampf-Wahnsinn, dass es für ein wirklich saftiges, am Ende mit stehenden Ovationen bejubeltes Derblecken gereicht hat. Der Kabarettist hatte dafür einen eigentlich ungeplanten Sparringspartner aus dem „hohen Norden“ (so nennt es zumindest der Gastgeber, Finanzminister Albert Füracker): Den nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst, der für die gemeinsame Kabinettssitzung in München weilte. Laut Asül hat Markus Söder Wüst eingeladen, um ihm zu beweisen: „Den Aiwanger gibt’s wirklich!“
„Bayerns Antwort auf den Yeti“ nahm denn auch fast so einen prominenten Platz in Asüls Rede ein wie der Ministerpräsident. Etwa, als er die Argumentation des Freien-Wähler-Chefs zitierte, warum dieser gegen ein Tempolimit sei: „Österreich und Frankreich haben ein Tempolimit – und trotzdem wird es dort wärmer!“ Asüls Fazit: „Wenn du den Hubert fragst, was subtil heißt, sagt er: Wahrscheinlich ein Hustensaft.“
Wüst wurde von Django in die „kulturellen Unterschiede“ zwischen Bayern und Preußen eingeweiht – etwa, was „innere Sicherheit“ auf Bairisch bedeutet: „Tief im Inneren ist sich die bayerische Staatsregierung sicher, dass sie am Ruder bleibt.“ Genüsslich zerpflückte Asül Söders Rolle beim Verkauf der 32 000 GBW-Wohnungen vor zehn Jahren – und erinnerte an das Versprechen des CSU-Chefs, dass die Bayernheim GmbH bis 2025 10 000 „bezahlbare“ Wohnungen errichten werde. Da Bauen derzeit aber nicht bezahlbar sei, so Django, wären 10 000 unbezahlbare Wohnungen entstanden, wenn die Bayernheim weitergebaut hätte. „Das wäre Zynismus pur gewesen“, so Asüls fast schon philosophische Argumentation.
Aber Django kann auch derb – so vergleicht er den Kampf „mittelschwarze“ CSU gegen „hellschwarze“ Freie Wähler mit der Prügelei in der FC Bayern-Kabine Mané gegen Sané: „Da witterten einige schon einen Rassismusskandal beim FC Bayern. Aber dann hieß es: Entwarnung – der Dunklere hat den Helleren geschlagen.“ Im Hofbräuhaus gab’s dafür johlenden Beifall – im woken Teil des Internets bekäme der Niederbayer dafür wohl einen veritablen Shitstorm.
Ebenso wie für die Attacke auf die Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock, die für ihre Visagistin im letzten Jahr 137 000 Euro Steuergeld ausgegeben habe: „Was hat es gebracht? Gar nix! Man erkennt sie immer noch …“ Aber in einer Hinsicht war Asül in diesem Wahlkampf-Jahr doch ganz political correct: Jede Partei bekam gleichmäßig ihr Fett weg, sogar die Vier-Prozent-Bayern-FDP (deren Chef Martin Hagen „die Solarium-Ausgabe von Christian Lindner“ sei) und die Acht-Prozent-Splittergruppe Bayern-SPD: Deren Erwartungshaltung sei analog zum 1. FC Nürnberg Klassenerhalt in der Zweiten Liga. „Aber irgendwie ist es auch erfrischend, wenn es im Landtag Parteien gibt, die mit Politik eher weniger am Hut haben“, so Django über die bayerischen Genossen. Fazit: Perfekt derbleckt – kein Anbiedern, keine Längen – süffig, vollmundig und kraftvoll wie ein Maibock.