München – Die Jagd auf den Wolf läuft diese Woche in mehreren ungewohnten Revieren: vor allem im Bundestag und in der Staatskanzlei. Auf beiden Ebenen versuchen bayerische Politiker, den Abschuss der Beutegreifer zu erleichtern.
Im Bundestag bringt die Union einen Antrag ein, den Wolf als nicht mehr akut bedroht einzustufen. Ziel: den Abschuss zu ermöglichen. Die CSU will sogar namentlich darüber abstimmen lassen. Weil das wahrscheinlich keine Mehrheit findet, ist parallel die Staatsregierung aktiv geworden. Sie sucht Lücken, um auch die Wölfe trotz strengem Schutzstatus „entnehmen“ zu können.
Der ganz genaue Weg ist noch immer offen. Die Landratsämter (also hier die untere Naturschutzbehörde) bekämen ab 1. Mai die Möglichkeit, über den Abschuss selbstständig zu entscheiden, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung seines Kabinetts. Ein gerissenes Nutztier, also etwa ein Schaf, reicht als Auslöser, um in einer Region den Wolf jagen zu dürfen. Voraussetzung: Es geht um ein „nicht schützbares Weidegebiet“, etwa Almen und Alpen. Auch einzelne verhaltensauffällige Wölfe, die sich etwa unter 30 Meter Menschen nähern, dürfen getötet werden.
Ob das rechtlich hält, ist ungewiss. Tagelang brüteten Agrar- sowie Umweltministerium über den juristischen Details, weil der Wolf nach europäischem und deutschem Recht streng geschützt ist. Es braucht wohl den Umweg über eine Gefährdung der Menschen direkt (oder indirekt, wenn Almweiden nicht mehr bewirtschaftet werden).
CSU und Freie Wähler betonen, wie groß Sorgen und Nöte der Nutztierhalter seien – im Süden und in der Rhön wegen des Wolfes, bei der Teichwirtschaft in Franken, Niederbayern und der Oberpfalz wegen des Fischotters. „Wir können nicht länger zusehen“, sagt Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU). Die Schadensmeldungen wegen des Fischotters seien seit 2016 nahezu verzehnfacht.
SPD und Grüne werfen vor allem Söder indes vor, nur mit Blick auf die Landtagswahl so viel über Wolf und Fischotter zu reden. Söder und zwei Minister besuchen heute Bauern, Jäger und Tourismusbetriebe an Riss-Orten bei Oberaudorf.